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- aktualisiert am 01.10.2024 -

Keine Angst vor Hornissen!
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Herausgeber und Webmaster
Dieter Kosmeier
Foto - und Videogalerien

Dr. Elmar Billig
Wissenschaftliche Beratung
Thomas Rickinger


Schlechter Ruf - was ist dran?
Hornissen sind friedfertige Tiere!

 Miniaturen bitte zur Großansicht anklicken!

Hornissen werden vielfach heute noch als gefährlich eingestuft und stoßen oft auf Ablehnung. Daran sind häufig falsche Vorstellungen über Verhaltensweisen der Hornissen und die Wirkung ihrer Stiche schuld. "Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei einen Erwachsenen und zwei ein Kind". Dieser Irrglaube hat sich seit Generationen gehalten und wohl dazu geführt, dass in manchen Gegenden die Hornissen durch gnadenlose Verfolgung leider recht selten geworden sind. In vielen Regionen Mitteleuropas ist die Hornisse mittlerweile sogar vom Aussterben bedroht!

Hornisse (Vespa crabro) mit ihrer markanten gelb-schwarzen Färbung. Gut zu erkennen sind die nierenförmigen, aus zahlreichen Einzelaugen (Ommatidien) zusammengesetzten fein facettierten Hauptaugen (daher auch Facettenaugen oder Komplexaugen genannt), die das Bildsehen ermöglichen. Sie werden in ihrer Funktion noch unterstützt durch drei punktförmige Nebenaugen (auch Ocellen, Stirnaugen oder Punktaugen genannt). Diese sind auf dem Scheitel zu einem nach hinten offenen Dreieck angeordnet und besonders auf dem rechten Foto gut zu sehen. Sie übernehmen hauptsächlich Aufgaben bei der Steuerung der Tagesaktivitäten.
Hornisse in Abwehrstellung   Die Augen der Hornisse   ocellen; Foto: Dr. Elmar Billig
Weitere Details zu den Augen auf unserer Spezialseite - in einem neuen Fenster geöffnet.

Wie alle anderen staatenbildenden Insekten verteidigen Hornissen nur ihr Volk und ihre Königin gegen tatsächliche oder vermeintliche Angriffe auf das Nest. Deshalb muss grundsätzlich zwischen zwei Verhaltensweisen unterschieden werden, dem Verhalten im unmittelbaren Nestbereich (Radius von 2-3m) und dem außerhalb des Nestbereiches. Selbstverständlich sind Störungen wie heftige Bewegungen, Blockieren der Flugbahn sowie Erschütterungen am Nest grundsätzlich zu vermeiden.

Bei behutsamer Annäherung und ruhigem Verhalten ist es aber durchaus möglich, das rege Leben und die ständigen Flugbewegungen der Hornissen ganz aus der Nähe zu verfolgen, ohne gestochen zu werden. Hornissen verteidigen sich nur, wenn sie im unmittelbaren Nestbereich gestört werden, außerhalb dieser Zone sind Hornissen nie angriffslustig.

Demonstration einer friedlichen Hornisse; Foto: Dr. Elmar Billig    Friedliche Hornissen! Foto: Dr. Elmar Billig

Es ist viel zu wenig bekannt, dass Hornissen erstaunlich friedfertige Tiere sind, die nicht grundlos angreifen; sie sind sogar scheuer als Honigbienen und ziehen es immer vor, einem Konflikt durch Flucht auszuweichen. Wissenschaftlich ist längst erwiesen, dass Stiche von Hornissen nicht gefährlicher sind als die von Bienen und Wespen. Bedingt durch ihre beachtliche Größe und die lauten Fluggeräusche lösen Hornissen oft unbegründete Ängste aus. Wer dann, um die Tiere abzuwehren, um sich schlägt, könnte eventuell gestochen werden.

Für den gesunden Menschen stellt ein Hornissenstich aber keine besondere Gefahr dar. Hornissengift ist nicht toxischer als Bienen- oder Wespengift!

An dieser Stelle einige wissenschaftliche Fakten: Bienengift ist, da es leicht in größeren Quantitäten zu gewinnen ist, chemisch und toxikologisch sehr gut erforscht. Die LD50 (Giftmenge, die in 50% aller Fälle zum Tode führt) beträgt für Bienengift bei Versuchen an Ratten und Mäusen recht exakt 6 mg Gift je kg Körpergewicht (entspricht ca. 40 Stichen/kg Körpergewicht). Bei Hornissengift werden Zahlen von 10mg/kg (HABERMANN 1974) bis 90mg/kg (KULIKE 1986) genannt (entspricht ca. 154 - 180 Stichen/kg Körpergewicht). Das Bienengift hat demzufolge eine um den Faktor 1,7 -15 höhere Wirksamkeit als das Gift der Hornisse! (Hier finden Sie die genaue Quellenangabe Kulike / Habermann)

Der Stachel der Hornisse (Foto Dr. Elmar Billig)

Das Wespen- und Hornissengift ist nicht in erster Linie dafür bestimmt, gegen Wirbeltiere eingesetzt zu werden. Das mag verwunderlich erscheinen, ist es aber nicht: Der Verwendungszweck, für den die Stechapparate von Wespen und Bienen entwickelt worden sind, ist unterschiedlich! Bienen sind Nektar-Sammler, Wespen Insektenjäger. In einem Bienenstock lagern große Honigmengen und müssen gegen naschhafte und räuberische Feinde verteidigt werden. Solche waren und sind seit Urzeiten in erster Linie kleine und große Wirbeltiere, von der Spitzmaus über den Dachs bis hin zu Braunbären und Menschen. Wespen haben wesentlich weniger derartige natürliche Feinde.

Detailansicht Stachel

Das erklärt den Unterschied und noch einige Eigenheiten des Stechapparates der Honigbiene: Die Biene verliert ihren Stachel beim Stich eines Wirbeltieres. Dies bringt der Biene den Tod, erhöht aber die Wirksamkeit des Giftes, denn während eine stechende Biene leicht abgestreift werden kann, bleibt der Stachel stecken und gewährleistet dadurch, dass der Inhalt der Giftblase vollständig in die Wunde gelangt.

Außer zur Verteidigung benützen Wespen und Hornissen ihren Stachel dagegen vorwiegend im Kampf gegen arteigene Rivalinnen und um große, sich heftig wehrende Beutetiere zu töten. Die Hornisse kann sich verschwenderischen Umgang mit ihrem Gift nicht leisten, da sie es bei der Jagd öfters benötigt. Ihre Giftblase enthält eine Giftmenge von etwa 0,5 mg Frischgewicht (entspricht 0,19 mg Trockensubstanz). Beim Stich wird in der Regel nur etwa 10-50% des Giftblaseninhaltes injiziert.

Dadurch verschiebt sich das Gewicht der höheren Giftigkeit noch mehr auf die Seite der Honigbiene! Der Stechapparat der Biene ist für den Einsatz gegen Wirbeltiere perfektioniert, derjenige der Wespen- und Hornissen dagegen für die Insektenjagd.

Wenn die Einstichstelle sofort ausgesaugt und gekühlt wird, tritt - wie nach einem Bienenstich - eine schnelle Linderung ein. In sehr seltenen Ausnahmefällen (nur bei etwa 2-3% der Bevölkerung) können Hornissenstiche,  wie andere Insektenstiche auch, bei manchen Menschen mitunter allergische Reaktionen auslösen. Hierbei handelt es sich um Fehlschaltungen des Immunsystems. Diese Reaktionen beginnen mit Nesselsucht, Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle bis hin zur Atemnot; vorsichtshalber sollte man dann SOFORT einen Arzt kontaktieren.

Besonderheit: Es muss jedoch grundsätzlich unterschieden werden zwischen einer Wespenstich- und der häufigeren Bienenstichallergie! Die Art der Allergie sollte durch eine fachärztliche Untersuchung nachgewiesen werden. Insektenstichallergie ist also nicht gleich Insektenstichallergie! Man unterscheidet verschiedene Schweregrade, u.a. schwere Lokalreaktionen (Stichstelle > 10 cm) sowie Allgemeinreaktionen vom Grad I-IV. Nur ein geringer Prozentsatz aller Betroffenen erleidet wirklich die schwerste Form (Allgemeinreaktion Grad IV, d.h. anaphylaktischer Schock).

Mehr Details hierzu später auf unseren Spezialseiten "Stachel der Hornisse", "Hornissengift - Toxizität, Giftmenge und Wirkung", "Vermeidung und Behandlung von Hymenopterenstichen" und "Insektengiftallergie, Diagnose und Therapie".

Tipp: Insektenstich-Allergiker sollten ihr Notfallset in der Sommer-/Herbstzeit immer mit sich tragen. Das Mitführen entsprechender Gegenmittel garantiert die nötige Sicherheit!

Gefährdet sind nur Menschen, die zuvor schon einmal gestochen wurden (Nur etwa jeder Zweite ist in seinem Leben schon einmal von einer Biene oder Wespe gestochen worden).

Wer bisher also noch keine unangenehme Begegnung mit Biene, Wespe, Hornisse oder Hummel hatte, kann direkt nach einem erhaltenen ersten Stich somit keine gefährlichen allergischen Reaktionen aufweisen!

Hornissenkopf (Foto: Dr. Elmar Billig)

Aber woher kommt der unsinnige Ausspruch, dass Hornissenstiche tödlich sein können? Nach einer Überlieferung sollen schon zu biblischen Zeiten Hornissen - vermutlich die Art Vespa orientalis - als biologische Waffe eingesetzt worden sein. In Tonkrügen wurden sie angesiedelt, die dann als "Bio-Bomben" mit Katapulten in die gegnerischen Reihen geschleudert wurden. Beim Aufprall zerbrachen die Krüge und die Hornissen schwärmten aufgeschreckt aus und stachen auf alles, was sich bewegte. Die völlig verwirrten gegnerischen Reihen sollen so in die Flucht geschlagen worden sein.

Wächter des Nesteingangs einer "Hornissenburg"
Wächter des Nesteingangs einer Hornissenburg

Hornissenpopulationen waren ursprünglich vorwiegend in Ostasien verbreitet, sie sind typische Bewohner der Subtropen. Das Gebiet vom östlichen Himalaja bis Südchina weist mit alleine 11 Hornissenspezies den größten Artenreichtum auf. Von den weltweit bekannten 23 Hornissenarten sind nur unsere Vespa crabro sowie die Orientalische Hornisse (Vespa orientalis) bis in die nördlichen und westlichen Teile Eurasiens vorgedrungen. Letztere erträgt als einzige Hornissenart trockenes Wüstenklima und ist noch im mittleren Osten und im südlichen Europa anzutreffen.

Vespa crabro hingegen erreicht in Mitteleuropa erst bei etwa dem 63sten Breitengrad  ihre nördliche Verbreitungsgrenze.

Weltweit gibt es jedoch mittlerweile  - durch menschliche Mithilfe - auch Vorkommen in Nordamerika und Kanada. Nach Nordamerika wurde sie zwischen 1840 und 1860 als adventive Art durch den Menschen eingeschleppt. Ausgehend von der Ostküste hat sie sich in der Zwischenzeit bis zum Mississippi ausgebreitet und diesen auch stellenweise bereits überschritten. So sind Populationen von Vespa crabro in Ontario, North Carolina, Texas und Tennessee mit einigen Vorkommen westlich des Mississippi Rivers bekannt. In Kanada ist sie noch im Süden Quebecs und Ontarios anzutreffen. Neueste Meldungen berichten von Vorkommen im zentralamerikanischen Guatemala.

Verbreitung von Vespa crabro

Weltweit sind bisher 9 geografische Farbformen der Vespa crabro beschrieben worden:

  • Vespa crabro crabro Linnaeus, 1758

  • Vespa crabro vexator Harris, 1776

  • Vespa crabro germana Christ, 1791

  • Vespa crabro crabroniformis Smith, 1852

  • Vespa crabro oberthuri du Buysson, 1902

  • Vespa crabro flavofasciata Cameron, 1903

  • Vespa crabro altaica Pérez, 1910

  • Vespa crabro caspica Pérez, 1910

  • Vespa crabro chinensis Birula, 1925

Seitenansicht einer Hornisse
Seitenansicht einer Hornisse; Foto: Dr. Elmar Billig

Die Hornisse hat in anderen Ländern diese Namen:

  • Dänemark = Stor gedehams

  • Finnland = Herhiläinen, Herhiläiset (Plural)

  • Frankreich = Frelon, Guêpe frelon, Guichard

  • Großbritannien = Hornet

  • Italien = Calabrone

  • Lettland / Latvia / Lettonie = sirsenis oder irsis

  • Niederlande = Hoornaar

  • Polen = Szerszeń

  • Portugal= Vespa grande

  • Russland = scherschen

  • Schweden = Bålgeting

  • Spanien = Abejorro, Avispon

  • Türkei = Eşekarısı

  • USA = Giant Hornet, European Hornet, Old World Hornet oder Brown Hornet

Bitte NICHT verwechseln mit der in den USA ebenfalls vorkommenden, dort bekannteren "Bald-faced hornet" Dolichovespula maculata (Linnaeus, 1763). Diese Wespenart baut ihre fußballgroßen Nester offen in Bäume und Sträucher und NIE in Hohlräume.


Lebenszyklen eines Hornissenstaates

1. Nestgründung durch die Hornissenkönigin

Ab Mitte April, bei genügend hoher Tagestemperatur, erwacht eine im Herbst des Vorjahres geborene und begattete Jungkönigin (ihre Größe beträgt ca. 35mm) aus ihrem Winterschlaf. Der Frost konnte ihr wenig anhaben, denn sie hat im Holz eines morschen Baumes oder im Erdreich den Winter überstanden. Während dieser Zeit arbeiteten alle Organe auf "Sparflamme", in ihrem im Körper wurde außerdem der überlebenswichtige "Frostschutz" Glyzerol produziert.

Zuerst unternimmt sie nun Erkundungsflüge nach einem geeigneten Nistplatz und stillt ihren Hunger am Saft blutender Bäume, und erste Beuteinsekten werden gefangen. Da natürliche Baumhöhlen selten geworden sind, sucht sie sich oft eine Ersatzhöhle im menschlichen Siedlungsbereich.

Natürliche Baumhöhle mit Hornissennest
natürliche Baumhöhle, Foto: Kai-Uwe Blumenthal

Solche gern aufgesuchten Nistplätze sind Vogelnistkästen, alte Schuppen, Holzverschalungen an Terrassen und Balkonen, aber auch Rollladenkästen und Nischen in Dachböden. Recht selten dagegen findet man unteririsch angelegte Hornissennester, die dann auch nur in sehr trockenen Sommern zur vollständigen Reife gelangen.

Hornissennest im Rollladenkasten
Hornissennest im Rolladenkasten

Hat sich die Hornissenkönigin für einen Standort zur Koloniegründung entschieden, heftet sie hier zunächst einen kleinen Stiel aus selbstgefertigtem Baumaterial an die Decke der Nisthöhle und formt anschließend an dessen Ende die ersten sechseckigen Wabenzellen aus. An die ersten Zellen baut sie weitere an (max. 40-50), bald werden alle mit einem Ei belegt sein. Nach fünf bis acht Tagen entwickelt sich daraus jeweils eine kleine Larve (Größe 1-2mm), diese durchläuft während der kommenden zwölf bis vierzehn Tage ihre fünf Larvenstadien.

Kopf einer Hornissenlarve
Kopf einer Hornissenlarve; Foto: Dr. Elmar Billig

Durch ein klebriges Sekret wird die Hornissenlarve in ihrer Zelle festgehalten, später verhindert ihre Körperfülle das Herausfallen. Aus einer speziellen Drüse produziert sie einen feinen Seidenfaden und spinnt damit einen Deckel über ihre Brutkammer. So geschützt entwickelt sich während der kommenden dreizehn bis fünfzehn Tage aus der runden, tonnenförmigen Puppe eine Hornisse. Die Entwicklung der eingesponnenen Larve -> (Praepupa, Vorpuppe oder Ruhelarve) bis zum Vollinsekt wird übrigens Metamorphose genannt. Hier: Körperbau einer Hornisse als Skizze

Das fertige Insekt durchbeißt schließlich den Zellendeckel ohne Hilfe ihrer Stockgeschwister und schlüpft aus. Diese Prozedur kann innerhalb weniger Minuten abgeschlossen sein oder auch einen ganzen Tag lang (selten sogar noch länger) dauern. Die Arbeiterinnen können die schlüpfende Hornisse füttern, während diese sich aus dem Kokon arbeitet (Siehe hierzu später unsere Fotogalerie).

Die erste Zeit verbringt eine frisch geschlüpfte Hornissenarbeiterin (nicht begattungsfähige Weibchen, auch Hilfsweibchen genannt) damit, dass sie Kopf voran scheinbar untätig in einer leeren Zelle verharrt.

Zwei frisch geschlüpfte Hornissen (Bildmitte)
die Puppen werden von den Arbeiterinnen gewärmt; Foto: Konrad Schmidt

Hierbei erfüllt sie bereits eine wichtige Aufgabe, da sie die kälteempfindlichen Puppen in den umgebenden Zellen wärmt. Eine Arbeiterin von Vespa crabro vexator ist übrigens imstande, auf diese Art innerhalb von 6 Minuten die Temperatur der in der benachbarten Zellen ruhenden Puppen von 21° C auf 31° C zu erhöhen.

Das Jungtier verrichtet anfangs Innenarbeiten und macht sich beim Wärmen und Füttern der Brut nützlich. Nach zwei bis drei Tagen fliegt es erstmals aus. Zu diesem Zeitpunkt beginnt nun der Ansatz einer kugelförmigen Schutzhülle um die Anfangswabe.

Sobald die ersten fünf bis zehn Arbeiterinnen (so gegen Anfang Juli) geschlüpft sind, fliegt die Königin immer seltener aus, denn alle anfallenden Aufgaben übernehmen jetzt nach und nach die Arbeiterinnen. Diese Tiere sind deutlich kleiner (18-25mm) als die Königin (bis zu 35mm), ihre Lebenserwartung beträgt nur etwa zwei bis sechs Wochen.

Schlüpfen weitere Arbeiterinnen, wird die Königin bald Ihre Ausflüge ins Freie beenden. Die gefährlichste Zeit für das Hornissenvolk ist jetzt überstanden, denn der Königin kann im Nest nur noch wenig zustoßen. Die Königin ist von diesem Zeitpunkt an mit der Eiablage bis hin zu ihrem Lebensende voll ausgelastet.

Hornissenkönigin mit Arbeiterinnen beim Ausbau der Anfangswaben (die größere Hornissenkönigin befindet sich in der Bildmitte) Wenn Ihnen diese Tiere schon groß vorkommen: In Teilen Asiens und Japan gibt es die Vespa mandarinia, diese nahe Verwandte unserer Hornisse wird nahezu doppelt so groß!
Hornissen beim Ausbau der Anfangswaben

Für den weiteren Aufbau eines Volkes müssen zunächst noch viele Arbeiterinnen herangezogen werden. Pausenlos sind alle im Einsatz, schaffen Nahrung, Baumaterial und Wasser heran.

Sogar des Nachts wird von den Hornissen weitergearbeitet; im Nest brummt es rund um die Uhr.

Es kann vorkommen, dass Hornissen zuweilen nächtliche Lichtquellen in Häusern anfliegen, aus deren Bann sie sich dann nicht mehr zu lösen vermögen. Durch Löschen der Lichtquelle finden sie allerdings ihre Orientierung schnell zurück und verlassen dann von selbst den aufgesuchten Ort. Sollte dies einmal nicht geschehen, kann man sie mit einem Glas überstülpen, mit einem untergeschobenen Papier abdecken und nach draußen befördern. Bei regelmäßigen "Besuchen" können die entsprechenden Fenster einfach mit preiswerter Insektenschutz-Gaze verkleidet werden. Hornissen fliegen noch bei Lichtstärken von 0,01 Lux, die das menschliche Auge bereits als völlige Dunkelheit bezeichnen würde!

Hornissen schlafen übrigens so gut wie nie. Doch es gibt ein rätselhaftes Verhalten: Ungefähr 20 - 25 mal pro Nacht verfällt das ganze Volk von der Königin bis zur Arbeiterin in eine Art Tiefschlaf auf Geheimkommando. Die Tiere halten dann einfach an und bewegen sich für etwa eine halbe Minute nicht. Nach dieser kurzen Pause geht's weiter, als wäre nichts geschehen.

Ist es Sommertags sehr warm, benetzen Arbeiterinnen die Oberfläche der Waben mit Wasser und kühlen so den Bau durch die entstehende Verdunstungskälte.

Bild eines Hornissennestes

Nach Fertigstellung der ersten Wabenetage wird ein weiterer Stiel an die nächsten Waben angebaut, und täglich kommen neue Zellen und Waben stockwerkartig hinzu. Der Ausbau erfolgt stets von oben nach unten, jeder neue Wabenstock wird an den vorherigen angehängt, gleichzeitig wird die äußere Schutzhülle weitergebaut!

Morsches Holz liefert den Grundstoff für den Hornissenbau.

Von morschem Holz beißen die Tiere mit ihren Kieferzangen, den so genannten Mandibeln, Splitter um Splitter ab und vermischen sie mit Speichel; kräftig durchgekaut werden diese dann mit dem ersten Beinpaar zu einem Kügelchen geformt. Die Stellen, wo Hornissen morsches Holz abgeraspelt haben, sind übrigens deutlich zu erkennen.

Kinderstube der Hornissen (gut zu sehen sind die Hornissenlarven und die bereits verdeckelten Zellen)
Kinderstube der Hornissen

Ist genügend Material gesammelt, wird zum Nest geflogen und an Waben oder Nesthülle weitergebaut; der Speichel der Tiere dient dabei als Klebstoff.

Nestausbau (Foto: Dr. Elmar Billig)

Diese weiche Masse trocknet sehr schnell zu einer papierartigen Schicht. Die stark strukturierte Nesthülle mit ihrer feinen Maserung und den zahlreichen, muschelartig ausgeformten Lufttaschen erinnert an Furnierholz aus unterschiedlichen Holzarten.

Nestausbau (Foto: Dr. Elmar Billig)

Jeder sichtbare Streifen ist das Werk einer Hornisse und der Ladung Holzbrei, die sie allein herbei transportiert hat.

Die Wabenzellen der Hornissen sind ein wahres Wunder der Natur, deren Bauweise seit Tausenden von Jahren genetisch von Generation zu Generation weitergegeben wird. Der Sinn für Symmetrie ist bei den Hornissen anscheinend sehr ausgeprägt; die Regelmäßigkeit der Papierzellen in den Nestern - und die diesbezügliche Abstimmung der Tiere untereinander - ist für uns Menschen fast unbegreiflich.

2. Ernährung der Brut und Endausbau des Nestes

Große Völker erbeuten täglich Tausende von Insekten!

Hornisse beim Zerlegen einer erbeuteten Wildbiene; Foto: Frank Hornig

Hornissen trennen den Beuteinsekten mit ihren Mandibeln Kopf, Beine, Flügel und Hinterleib ab  - dabei typischerweise nur an einem Bein hängend. Nur das Bruststück - mit der eiweißreichen Flugmuskulatur - wird als Fleischbällchen zum Nest transportiert und hier Portionsweise an die Larven verfüttert.

Die Larven erzeugen durch kratzen an den Zellwänden mit ihren Kieferzangen ein rhythmisches Geräusch, das "Hungerkratzen" (HIER zu hören!). Damit werden die Arbeiterinnen zur Beschaffung neuer Nahrung animiert. Dieses Kratzen ist selbst für uns Menschen mehrere Meter weit zu hören!

Die Larven geben ihrerseits kleine Tröpfchen nahrhaften Speichelsaft an die Arbeiterinnen ab. Vor allem die Königin konsumiert große Mengen davon, um genügend Eier produzieren zu können. Wenn die Arbeiterinnen während einer Schlechtwetterperiode nicht zum Beutefang ausfliegen können, bilden die Larven quasi ein lebendes Futterreservoir, das dem Volk über diese mageren Tage hinweghelfen kann.

Abgabe eines Futtertröpfchens an eine Arbeiterin; Foto Dr. Elmar Billig

Auch die Hornissenkönigin benötigt eiweißreiches Futter für die Entwicklung ihrer Eierstöcke und für die kräftezehrende Eierproduktion. Um ihren eigenen Bewegungsapparat funktionstüchtig zu halten, nehmen erwachsene Arbeiterinnen fast nur noch Kohlenhydrate auf. Überall dort, wo an einer verletzten Rinde Baumsaft austritt, schlecken sie die harzige Flüssigkeit.

Bevorzugt wird der Saft von Flieder, Weiden und Eschen, aber auch Eichen, Erlen, Birken und andere saftreiche Gehölze werden nicht verschmäht.

Auf dem nachstehenden Bild sehen Sie eine Hornisse und zwei Hirschkäfer an der gleichen Stelle zum Saftlecken. Das kräftigere Männchen bedeckt das unter ihm befindliche Weibchen fast vollständig mit seinem Körper!
Hornisse und zwei Hirschkäfer bei der Aufnahme von Baumsaft; Foto: Dr. Elmar Billig

In der älterer Forstliteratur wird die Hornisse fast immer als Schädling dargestellt, der vernichtet werden muss. Die durch Aufbeißen bzw. Abschälen der dünnen Rinde entstehenden "geringelten" Zweige sterben unter Umständen ab, dieser Vorgang wird auch "Hornissenschäle" genannt.

"Ringeln" einer Hornisse,; Aufnahme von Baumsaft; Foto: Dr. Elmar Billig

Im Vergleich zu Wildschäden oder gar den Rückeschäden sind diese Beschädigungen im Forst jedoch verschwindend gering und sollten nicht überbewertet werden.

Ebenfalls aufgenommen wird:

  • Der Saft reifer Obstfrüchte (Hornissen begnügen sich aber meist mit Fallobst)

  • Nektar aus leicht zugänglichen Blüten wie die der Berberitze, Cotoneaster, Faulbaum und Efeu

  • Honigtau (süße Ausscheidungen von Blattläusen)

Hornisse bei der Nahrungsaufnahme an Fallobst, die drei im Scheitel zu einem Dreieck angeordneten Nebenaugen sind hier sehr deutlich zu erkennen. Die Hornisse tritt in Deutschland mit zwei Farbformen auf. Die mehr westlich und südlich verbreitete Vespa crabro germana, auf nachstehendem Foto abgebildet, trägt eine rote V-Zeichnung auf der Mittelbrust.
Hornisse (engl.: hornet) am Fallobst

Die Vespa crabro crabro bewohnt dagegen ausschließlich den Norden unserer Republik. Der Nominatform fehlt die für Vespa crabro germana typische rote, V-förmige Zeichnung auf dem Mesoscutum; die rote Färbung ist häufig reduziert und das Stirnfeld in der Umgebung der Ocelli geschwärzt. In Deutschland existieren auch intermediäre Formen. Gelegentlich können beide Farbformen sogar im selben Volk angetroffen werden.
Vespa crabro crabro (Nominatform), Foto: Dr. Elmar Billig

Eine Hornisse sammelt den von der Großen Schwarzen Fichtenlachnide (Cinara piceae) produzierten süßen "Honigtau". Honigtau wird in der Regel nur gesammelt, wenn er ungewöhnlich reichlich anfällt.
Eine Hornisse sammelt süßen "Honigtau", Foto: Thomas Rickinger

Hornissen fallen n i c h t wie die manchmal lästig werdenden Wespen im Hochsommer auf der Terrasse über den Kuchen her, sie interessieren sich auch n i c h t für das Speiseeis der Kinder.  Es besteht also k e i n e Gefahr, von einer Hornisse im Mund -/Rachenbereich gestochen zu werden!

In Ermangelung natürlicher Nisthöhlen siedeln sich Hornissenköniginnen im Frühjahr manchmal in Vogelnistkästen an, die aber zu wenig Raum zur vollen Entfaltung des Hornissenstaates bieten. Bereits im Frühsommer, wenn das Hornissenvolk auf 25 bis 30 Tiere angewachsen ist und drei bis vier Wabenetagen bewohnt, sind die Grenzen für ein weiteres Wachstum in dieser "Unterkunft" erreicht (beachten Sie hierzu bitte auch die später genannten Hinweise und die LINKS zum Thema Hornissen).

So ergibt sich für das Hornissenvolk nur die Möglichkeit, außerhalb des Kastens weiterzubauen (wenig Wetterschutz!) oder einen neuen Standort zu suchen. Im letzteren Fall finden Erkundungsflüge in der näheren Umgebung durch "Suchhornissen" statt (vergleichbar mit den Bienen-Kundschafterinnen). Nach erfolgreicher Suche werden hier - in der neuen, größeren Nisthöhle - neue Waben gebaut. Anschließend fliegen einige Arbeiterinnen mit der Königin zu dem neuen Nest.

Dieser Vorgang wird "Nestversetzung" oder "Filialbildung" genannt.

Zwischen dem neuen und dem alten Nest entsteht dann ein regelrechter Pendelverkehr, die Brut im Stammnest schlüpft nach und nach, und die entwickelten Hornissen fliegen von hier ebenfalls zum neuen Standort, dabei stirbt das "Stammnest" aus.

Offensichtlich sind Hornissen in der Lage, andere zum neu ausgewählten Nest zu lotsen.

Hornissen im Vogelnistkasten; Foto: Dieter Kosmeier

Dieser Vogelnistkasten war in einer Gartenanlage von Hornissen bereits völlig ausgebaut worden. Die Tiere benötigten dringend eine neue Höhle zur weiteren Entwicklung des Volkes.

Da der Gartenbesitzer die Montage eines großen Hornissenkastens ablehnte, wurde als einfache Hilfemaßnahme für das Hornissenvolk ein 2. Schwegler Vogelnistkasten - direkt in der Nähe - zur Filialbildung angeboten.

Hornissen im Vogelnistkasten; Foto: Dieter Kosmeier

 
Filiale im Vogelnistkasten; Foto: Dieter Kosmeier Es hat geklappt.

Die Filiale wurde wie beabsichtigt im 2. Schwegler Vogelnistkasten gegründet und bis zum Herbst noch sehr schön ausgebaut, wie man auf diesen Fotos erkennen kann.

Filiale im Vogelnistkasten; Foto: Dieter Kosmeier

In der Zeit zwischen Mitte August und Mitte September erreicht das Hornissenvolk seinen Entwicklungshöhepunkt. Es kann dann 400 - 700 Tiere zählen; das Nest ist bis zu 60 cm hoch und weist einen Durchmesser von 20 - 30 cm auf - in Hohlräumen angelegte Nester müssen sich natürlich am verfügbaren Raum orientieren.

Die Königin ist in der Lage ganz gezielt Eier abzulegen, aus denen ab jetzt nur noch die Drohnen genannten Männchen (Größe 21-28mm) oder Jungköniginnen schlüpfen. Die Geschlechtszugehörigkeit wird letztendlich durch eine kontrollierte Abgabe von Spermien zu den Eiern - erst kurz vor der Ablage - bestimmt. Die Hornissenkönigin bevorratet die Spermien, die sie bereits nach der Begattung im Herbst für ihr ganzes Leben erhalten hatte, im so genannten Receptaculum seminis. Aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich Drohnen, aus befruchteten Eiern Jungköniginnen.

Die Männchen der Hornisse sind übrigens leicht zu erkennen: Die Drohne haben einen schmalen, langen Kopf und auffallend lange, schwarze und zur Spitze hin gebogene Fühler.
Drohn (Männchen) einer Hornisse; Foto Dr. Elmar Billig

Sonderfall "Verlust der Königin":
Alle Arbeiterinnen (Hilfsweibchen) eines Hornissenvolkes sind Töchter einer Königin. Sie verhindert durch die ständige Abgabe von Duftstoffen (Pheromone), dass die Arbeiterinnen fruchtbar werden. Stirbt die Königin, entstehen so genannte "orphane" Nester (auch königinlose- oder drohnenbrütige Völker genannt). Durch die fehlende Königin werden nach kurzer Zeit bei einigen Arbeiterinnen die bisher funktionslosen Eierstöcke aktiviert, da die vorstehend genannten Duftstoffe fehlen. Diese Tiere legen nun unbefruchtete Eier, aus denen nur Männchen (Drohne) schlüpfen können. Durch den fehlenden Nachwuchs an Arbeiterinnen stirbt das Nest jedoch aufgrund deren kurzer Lebenserwartung von nur 3 - 4 Wochen recht schnell ab.

3. Begattung der Jungköniginnen und Überwinterung

Das Erscheinen der ersten Geschlechtstiere kündet bereits den Untergang des Hornissenstaates an. Die Arbeiterinnen vernachlässigen allmählich die alte Königin, sie wird nicht mehr richtig versorgt. Ihre Legeleistung lässt nun stark nach, es werden kaum noch neue Eier gelegt - und selbst diese frisch gelegten Eier werden nun nach nur wenigen Sekunden von den Arbeiterinnen wieder aufgefressen.

Auf diesem Foto sind die Merkmale einer Altkönigin (völliges Fehlen der Körperhaare, zerschlissene Flügel) sehr gut erkennbar
Altkönigin; Foto: Robert Ripberger

So verlässt sie schließlich das Nest und, erschöpft von den Strapazen der Eiablage, stirbt sie in etwa mit einem Lebensalter von einem Jahr.

Die Arbeiterinnen sind jetzt nur noch mit der Fütterung der Geschlechtstiere beschäftigt, durch die reichliche Aufnahme von tierischem Eiweiß und Kohlehydraten verschaffen sich die Jungköniginnen die notwendigen Reserven für die lange Überwinterungsphase. Die Geschlechtstiere beteiligen sich nicht an den anfallenden Arbeiten, sie verhalten sich völlig passiv. So haben die jetzt noch nicht geschlüpften Larven keine Entwicklungschancen mehr, sie magern ab und fallen schließlich aus den Zellen. Larven, die sich jetzt noch zur Verpuppung einspinnen möchten, versuchen nun vergeblich ihre Wabe zu verschließen - es gelingt ihnen nicht mehr, weil Arbeiterinnen und Drohnen den kaum begonnenen Kokon immer wieder auffressen.

Nicht mehr lebensfähige Larven werden jetzt vermehrt von den Arbeiterinnen aus den Zellen gezerrt und aus dem Nest geschafft - oder vielfach sogar an die andere Brut verfüttert. Dazu werden die Larven mit den Kieferzangen zerschnitten - während der Darmtrakt fein säuberlich regelrecht herauspräpariert wird, dient anschließend das proteinreiche Fleisch der zerlegten Larven als willkommenes Futter für die restliche Brut.

An schönen Herbsttagen schwärmen die Geschlechtstiere zahlreich aus und sammeln sich oft an einzeln stehenden Bäumen oder in unmittelbarer Umgebung vom Nest zur Paarung. Jungköniginnen können mehrmals begattet werden (Polyandrie). Die kurzlebigen Männchen sterben anschließend nach wenigen Wochen (allerdings nicht durch Verletzungen die während der Paarung auftreten wie beispielsweise bei den Honigbienen - sie können sich durchaus mehrfach paaren).

Die begatteten Jungköniginnen suchen sich nun für den Winter einen geschützten Unterschlupf mit geringen Mikroklimaschwankungen, wo sie bis zum nächsten Frühjahr in einer typischen Körperhaltung ruhen. Dieser Zeitraum wird Diapause genannt.

Da die Arbeiterinnen nur eine kurze Lebensdauer von drei bis vier Wochen haben, sterben die letzten Anfang November, womit dann auch das letzte Leben im Nest erlischt. Es erfolgt keine Wiederbesiedlung des alten Nestes im nächsten Jahr. Viele Jungköniginnen überstehen den Winter nicht, da sie Pilzinfektionen oder anderen Krankheiten zum Opfer fallen. Außerdem werden sie in der Winterstarre von Vögeln oder anderen Insektenfressern stark dezimiert.

Ein großes Hornissenvolk vertilgt im Verlauf der Saison mehrere Kilogramm Insekten, darunter viele für den Menschen schädliche oder lästige Arten!

Futteraustausch zwischen Arbeiterinnen (Foto: Dr. Elmar Billig)

Stellt man das geringe Gewicht der Beutetiere wie Fliegen, Bremsen, Käfer, Spinnen, Raupen oder auch Wespen in Rechnung, gelangt man zu ungeheuren Stückzahlen. Hornissen fangen übrigens fast nur lebende Beutetiere und gehen sehr selten an Aas.

Nachts fangen Hornissen viele dämmerungs- und nachtaktive Insekten, denen sonst - außer Fledermäusen - zu diesen späten Stunden kaum noch andere Insektenjäger nachstellen. Hornissen sind mit den Greifvögeln in der Vogelwelt vergleichbar, sie sind gewissermaßen die Falken unter den Insekten. So sollte ein Gärtner also froh sein, ein Hornissennest in seiner Nähe zu haben!

An dieser Stelle auch ein paar beruhigende Hinweise an besorgte Imker:

Die Hauptnahrung der Hornissen besteht zu 90% aus Fliegenarten, als Insektenjäger verschmähen sie allerdings auch Bienen nicht. Wissenschaftler von Bieneninstituten haben jedoch festgestellt, dass diese Bienenjagd nicht zu spürbaren Verlusten bei den betroffenen Bienenvölkern führt. Der für den Imker auftretende Schaden ist minimal: Entgegen vieler anders lautender Behauptungen fangen Hornissen nur wenige Sammlerinnen eines Bienenvolkes ab. Die tägliche Fangquote beträgt ab Anfang Juni ca. 10-15 Bienen pro Volk, denn es gehen stets nur einige Hornissen als "Spezialisten" auf Bienenfang. Ein zu diesem Zeitpunkt voll entwickeltes Bienenvolk steht dieser vorgenannten Beute zahlenmäßig mit ca. 50.000 Tieren gegenüber. Berücksichtigt man die hohe Eiablage einer Bienenkönigin und die daraus pro Tag und Volk 1.500-3.000 schlüpfenden Jungbienen zu dieser Jahreszeit, so ist der Verlust der abgefangenen Bienen - im Vergleich zu den vielen neuen Nachkommen - wirklich relativ gering (< 1%) und für ein gesundes Bienenvolk somit unwesentlich. Die erbeuteten Sammlerinnen würden zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht mehr winterständig. Außerdem dürfte der Witterungsbedingte Verlust von Sammlerinnen zusammen mit anderen Ursachen (z.B. Pestizide, Herbizide, Varroa-Milbe, Straßenverkehr) weitaus stärker ins Gewicht fallen.

Ergänzend noch ein Zitat aus "Krankheiten der Biene" von ZANDER/BÖTTCHER: "Die Hornissen sollte man jedoch schonen, auch wenn sie gelegentlich Bienen fangen. Denn sie sind seltener geworden und vom Aussterben bedroht. Da sie den Menschen kaum angreifen, sind sie keineswegs so gefährlich, wie man gewöhnlich annimmt."

Bienenvölker fühlen sich anscheinend ausgesprochen wohl in unseren Hornissenkästen! Die beiden rechten Bilder (aufgenommen von Thomas Rickinger) zeigen einen Hornissen-Nistkasten, der von Honigbienen besiedelt wurde - mit den Unterschied, dass die Bienen nicht wie gewöhnlich im Kasten ihre Waben bauten, sondern sie außen an den Bodenbrettern befestigten!
Ein Bienenvolk fühlt sich anscheinend sehr wohl in unserem Hornissenkasten Bienen im Hornissenkasten Bienen im Hornissenkasten

HIER finden Sie die Meinungen einiger Imker zu Hornissen. Also, probieren Sie es bitte aus: tolerieren Sie doch in der Umgebung Ihres Bienenhauses die Ansiedlung einer "Hornissenburg". Manche Imker haben sogar schon direkt neben dem Bienenstand einen Hornissenkasten platziert, denn als nachtaktive Jäger sorgen die Hornissen für eine erhebliche  Dezimierung der schädlichen Wachsmottenfalter! Bienen und Hornissen leben dort dagegen friedlich nebeneinander. Hornissen scheinen außerdem auch eine Art von "Burgfrieden" zu halten, d.h. in ihrer unmittelbaren Nestumgebung wird nicht gejagt. Faszinierende Beobachtungsmöglichkeiten dieser schönen schwarz-gelben Hautflügler, direkt in der Nähe Ihrer Bienen, werden Sie für Ihre Entscheidung entlohnen, einen Hornissenkasten zu montieren.

Hier finden Sie eine Bauanleitung als PDF-Datei!

In dieser Größe beherbergt das Nest ca. 150 Tiere
Hornissennest mit 150 Tieren

Es kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass Hornissen überaus friedfertige Insekten sind und einen hohen Beobachtungswert haben, besonders dort, wo sich das Leben der Tiere nicht in einer Höhle, sondern frei vor den Augen des Beobachters abspielt. So vermitteln diese stattlichen Großinsekten dem Naturfreund ungewöhnlich eindrucksvolle Bilder. Für jeden Beobachter nützlich ist ein bestimmtes Grundwissen, durch entsprechende Lektüre erworben, um sich mit den wichtigsten Stationen eines Hornissenjahres vertraut zu machen.

FAZIT:

  • Um ein Überleben der Hornissen zu sichern, ist es dringend erforderlich, alle natürlichen Nistmöglichkeiten zu erhalten und zusätzlich künstliche Nistmöglichkeiten zu schaffen.

  • Die Bereitschaft der Bevölkerung, diese schönen Tiere in engerer Nachbarschaft zu tolerieren, muss sich verbessern.

  • Dazu ist Aufklärung durch alle Medien geboten, sämtliche falschen Vorstellungen sollten endlich beseitigt werden.

Hornissen sind in Deutschland besonders geschützte Tiere

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) § 39, Stand 25. März 2002, sind wildlebende Tiere geschützt. Der allgemeine Schutz (§ 41 BNatSchG) wildlebender Tiere ist in den Naturschutzgesetzen der Länder geregelt.

Die einheimische Hornisse (Vespa crabro) zählt wegen ihrer akuten Bestandsgefährdung zu den besonders geschützten Arten. Sie wurde am 01.01.1987 in das Artenschutzgesetz aufgenommen und ist somit in Deutschland gesetzlich geschützt (BArtSchVO Anlg.1 in Verbindung mit § 42 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). Ein Verstoß gegen diese Schutzbestimmung kann mit bis zu 50.000 Euro Bußgeld geahndet werden (§ 65 BNatSchG).

Hornisse (Vespa crabro) auf einer Briefmarke!

Sie darf nicht getötet, und ihr Nest darf nicht zerstört werden! Ausnahmen/Befreiungen von den Schutzbestimmungen dürfen nur von den zuständigen Behörden für Naturschutz und Landschaftspflege ausgesprochen werden (§ 62 BNatSchG).

  • In Osterreich ist die Hornisse durch eine Verordnung der Landesregierung in der Steiermark geschützt.

  • In der Schweiz ist die Hornisse leider bislang noch nicht geschützt.

Ängstliche und nicht informierte Bürger, die sich durch Hornissen bedroht fühlen, wenden sich aber immer wieder an die Feuerwehr oder an eine Schädlingsbekämpfungsfirma, um ein vermeintlich störendes Nest entfernen zu lassen.


In der Datenbank von www.hymenoptera.de finden Sie Ansprechpartner und Telefonnummern, wo Sie Rat bei Problemen mit Hornissen und anderen Hautflüglern einholen können:


Bei kritischer Lage genügt oft auch die einfache Absicherung des Nestes, z.B. durch Anbringen von Fliegendraht im Bereich von Gebäuden (zum Innenraum hin), Anlage von einfachen Zäunen und Sichtblenden bei Nestern in der Nähe belebter Plätze (im Umkreis von etwa 4 bis 5m) oder Anbringen von Elektrozäunen zur Fernhaltung von Pferden oder Weidevieh. Bei Nestern in hohlen Bäumen kann die Hauptflugrichtung geändert werden, indem man vorsichtig auf der anderen Stammseite in gleicher Höhe ein neues Einflugloch bohrt und das alte verschließt.

Sie sollten sich Rat vor Ort einholen bei örtlichen Naturschutzverbänden, der unteren Landschaftsbehörde, Feuerwehr oder erfahrenen Imkern.

Hornissenschützer aus Münster im Einsatz: Montage einer speziellen Hornissen-Nisthöhle aus Holzbeton, platziert an einer günstiger Stelle mit Morgensonne (Hornissen sind Wärme liebende Tiere)
Hornissenschützer in Aktion

Die Beseitigung eines an kritischer Stelle befindlichen Nestes darf nicht ohne eine Ausnahmegenehmigung/Befreiung von den Schutzbestimmungen (§§ 42, 62 BNatSchG) durch die zuständigen Behörden für Naturschutz und Landschaftspflege (in den Ländern unterschiedlich geregelt) erfolgen.

Achtung: Nach Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) können Ordnungswidrigkeiten gegen diese Vorschriften mit bis zu 50.000 EURO Bußgeld geahndet werden!

Die langjährige praktische Arbeit im Hornissenschutz trägt jedoch mittlerweile Früchte: Nahezu in allen Fällen konnten die Betroffenen nach einer entsprechenden Aufklärung von einer Schonung des Hornissenvolkes überzeugt werden!

Sie haben noch weitere Fragen, benötigen praktische Hilfe vor Ort?

Sicherlich steht Ihnen Ihr örtlicher NABU (Naturschutzbund) gerne mit Rat und Tat zur Verfügung oder vermittelt Ihnen einen kompetenten Ansprechpartner in Ihrer Nähe!

04:30Uhr: In diesen selbstgebauten Hornissenkasten aus Holz soll ein noch recht kleines Hornissenvolk aus einem Vogelnistkasten umquartiert werden (Um diese frühe Uhrzeit ist es noch kühl und dunkel und die Tiere verhalten sich sehr ruhig).
spezieller Hornissenkasten

Geschafft, die "Arbeitsgruppe Hornissenschutz" des NABU-Münster hat das Hornissenvolk vollzählig in dem größeren Kasten untergebracht! Die Fluglöcher bleiben jetzt noch einige Zeit geschlossen, bis die Tiere sich nach dem "Umzugsstress" beruhigt haben und bei Anbruch der Helligkeit besser orientieren können. Für die Eingewöhnungsphase in der noch fremden Umgebung wurde als "Starthilfe" auch etwas Bienenfutter im Kasten hinterlegt.
Hornets umgesiedelt

Hinweise:

  • Die hinterlegten Informationen in der Domain Hornissenschutz.de erheben keinen Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit.

  • Es wurde versucht, eine für den Laien leicht verständliche Übersicht zu schaffen. Sie soll als Aufklärungsmaterial dienen und sollte auch so verstanden werden! Die wichtigsten Stationen eines Hornissenstaates wurden kurz vorgestellt.

  • Für den interessierten Leser kann spezielle Fachliteratur ein noch breiteres Spektrum an detailliertem Wissen bieten!

Videofilme:

  • "Wenn Hornissen umziehen" von Robert Ripberger
    (Ein Videofilm über die sachgerechte Umsiedlung von Hornissenvölkern)
    Der Film ist als DVD oder VHS-Kassette zum Preis von € 15,00, einschließlich Mehrwertsteuer und Versandkosten, direkt über Herrn Ripberger zu beziehen. Die Bestellung soll ausschließlich über seine E-Mailadresse r.ripberger@t-online.de erfolgen. Die Lieferung ins Ausland erfolgt nur gegen Vorkasse.

  • "Hornissen - Stars einer Insektenausstellung" von Christian Kutzscher
    Der 26 Minuten lange Film berichtet über die öffentlichkeitswirksame Präsentation von Hornissen in naturkundlichen Ausstellungen. Er zeigt die Ansiedlung eines lebenden Volkes und dessen Entwicklung von seinen Anfängen im Frühjahr bis hin zu seinem Absterben im Herbst. Das Video kann über den Verein "Freunde und Förderer des Deutschen Entomologischen Instituts e.V." zum Preis von 15,00 EURO incl. Versandkosten bezogen werden. Der Schatzmeister nimmt Bestellungen entgegen über Post: Christian Kutzscher, Deutsches Entomologisches Institut im ZALF, Eberswalder Strasse 84,D-15374 Müncheberg, E-Mail: kutzscher@zalf.de, Fon ++49 (0)33432 82 4733 oder Fax ++49 (0)33432 82 4706



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