Kommentkampf / BeschädigungskampfFotos und Text: Thomas Rickinger Hornissen zeigen untereinander ein stark ausgeprägtes territoriales Verhalten. Wenn Individuen aus unterschiedlichen Völkern im Feld aufeinander treffen, lassen sich verschiedene agonistische Handlungen beobachten. Diese reichen von Drohung und Einschüchterung, Vertreibung, Verletzung bis hin zur Tötung. >>> Kommentkampf <<< Recht häufig sind die kurzen und äußerst erbittert geführten Beschädigungskämpfe. Diese enden gewöhnlich damit, dass eine der Kontrahentinnen entweder zu Tode gestochen wird oder die Flucht ergreift. Auch Verletzungen wie abgebissene oder gebrochene Fühler, Beine oder Flügel sind nicht selten. Nicht immer kommt es jedoch sofort zu einer Auseinandersetzung auf Leben und Tod. Oftmals lässt sich statt dessen auch ein interessantes - in der Literatur bisher noch nicht beschriebenes - Verhalten beobachten: Kommentkampf
zwischen zwei Hornissenarbeiterinnen Die Kämpferinnen beknabbern sich nach einem anfänglichen kurzen Fühlerkontakt gegenseitig heftig im Bereich der Mundwerkzeuge, des Kopfschildchens und manchmal auch der Vorderbeine, wobei sie sich gleichzeitig aufgeregt mit ihren Fühlern betrillern. Allerdings verletzen sie sich dabei weder mit ihren kräftigen und scharfen Mandibeln, noch machen sie Anstalten, sich zu stechen. Das ganze Geschehen mutet vielmehr wie eine nach festen Regeln ablaufende Kraftprobe an. Es dauert auch entsprechend lange: gewöhnlich 10 Minuten bis zu einer Viertelstunde oder auch länger, in einem von mir beobachteten Fall sogar deutlich über 45 Minuten! Die Unterlegene gibt sich schließlich geschlagen, in dem sie sich entwindet und flieht. Fraglos handelt es sich bei dem vorstehend beschriebenen Vorgang um ein ritualisiertes Kampfverhalten (Kommentkampf), mit dem Zweck, bei innerartlichen Territorialkonflikten einen unnötig hohen Blutzoll zu vermeiden. Ich hatte den Eindruck, dass bei zukünftigen Begegnungen die Verliererin eines solchen Kampfes der anderen Hornisse geflissentlich ausweicht. Da die Tiere aber nicht markiert waren, vermag ich es nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Zwar verläuft der Kommentkampf an sich unblutig, doch scheint der Moment der Trennung ein kritischer Augenblick zu sein. Manchmal wird nämlich die aufgebende und damit Schwäche signalisierende Hornisse von der Siegerin heftig attackiert, wodurch der Konflikt in Ausnahmefällen doch noch einen fatalen Ausgang nimmt. Kommentkampf
zwischen zwei Hornissenarbeiterinnen Dies war bei der obigen Bilderserie der Fall: Als das rechte Tier nach mehreren Minuten den Kommentkampf abbrach und sich zu entwinden versuchte, griff sie die andere Hornisse unverzüglich an. Im Verlauf des nun folgenden, nur wenige Sekunden dauernden, Gerangels (wobei beide Kämpferinnen ineinander verkrallt zu Boden fielen) erhielt die Angreiferin einen Stich - vermutlich in die weichen Intersegmentalhäute hinter den Coxen des vorderen Beinpaares - der die linke Körperseite der Hornisse sofort und vollständig paralysierte. Auf dem Foto ganz rechts sind das infolge dessen unnatürlich abgespreizte linke Flügelpaar und die schlaffen Beine deutlich zu erkennen. Das Tier verendete nach einigen Stunden an den Folgen des Stiches. Ein weiterer Kommentkampf
Video zum Kommentkampf von Frerk Hinrichs (Format .m4v) >>> Beschädigungskampf <<< Kurz und unerbittlich sind hingegen Beschädigungskämpfe, bei dem sich die Tiere von Anfang an tödlich zu verletzen versuchen. Ein solcher ist auf den nachfolgenden Fotos dokumentiert. Er spielte sich in der Nähe eines Apfelbaumes ab, wo mehrere Hornissen nach Fliegen jagten, die sich an Fallobst gütig taten. Nach einem etwa 90 Sekunden dauernden Kampf riss sich eine der Hornissen los und floh. Sie ließ sich aber in einigen Metern Entfernung vom Kampfplatz nochmals für mehrere Minuten nieder. Nun konnte ich erkennen, dass sie offensichtlich einen Stich in die Halsregion oder in die Mundwerkzeuge erhalten hatte. Die dabei injizierte Giftmenge war nicht groß genug, um letal zu wirken, verursachte aber eine fast völlige Lähmung der Mandibeln und einer Antenne. Die Stichverletzung behinderte das Tier sichtlich. Am nächsten Tag konnte ich sie noch ein einziges Mal beim Apfelbaum herum fliegen sehen, wo sie durch ihren langsamen und unbeholfenen Flug sofort auffiel. Möglicherweise ist sie später doch noch den Folgen des Stiches erlegen, denn sie erschien danach nicht mehr. Auffällig: im Gegensatz zum Kommentkampf liegen die Kämpferinnen auf den letzten beiden Bildern nicht mehr Kopf an Kopf! Auf dem zweiten Bild ist deutlich zu erkennen, wie das linke Tier sich in die Hinterleibsspitze ihrer Gegnerin verbeißt. Vermutlich erhielt sie bei einer solchen Gelegenheit den beobachteten Stich in die Mundwerkzeuge. Die Heftigkeit des Kampfes lässt sich auf den Bildern leider nur erahnen.
Beschädigungskampf zwischen zwei Hornissenarbeiterinnen
Beschädigungskampf zwischen zwei Hornissendrohnen
Welche Kampfart bevorzugt wird, ist offensichtlich individuell verschieden. Manche Hornissen scheinen reine Kommentkämpfer zu sein. Sie fliehen, wenn sie sich unterlegen fühlen oder wenn die Gegnerin zum Beschädigungskampf wechselt. Zu Konfrontationen mit möglicherweise fatalem Ausgang kommt es hingegen, wenn zwei Beschädigungskämpfer aufeinander treffen.
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