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- aktualisiert am 01.10.2024 -

Nominatform und geografische Farbformen der Vespa crabro
- Der Begriff Nominatform wird heute auch als Nominotypisches Taxon bezeichnet -


Die meisten grundlegenden Informationen zu Hornissen sind bereits in unseren Hauptseiten enthalten. Auf dieser Seite finden Sie hauptsächlich Fotos und speziellere Hinweise zur Nominatform Vespa crabro crabro sowie Informationen über weitere geografische Farbformen.

Vorbemerkung:
In der taxonomischen Literatur wurden in der Vergangenheit mehrere Unterarten (Subspecies) der Hornisse (Vespa crabro) beschrieben. Die wissenschaftliche Gültigkeit dieser Unterarten wird heute aber nicht mehr allgemein akzeptiert. Wir folgen hier der aktuellen Nomenklatur von Carpenter und Kojima (1997), die alle infraspezifischen Taxa unter der jeweiligen Nominatform synonymisiert. Die bisher beschriebenen ehemaligen Unterarten haben in dieser Systematik infrasubspezifischen Rang und damit lediglich informellen Charakter. Sie gelten als geographische Farbformen.

Text von Thomas Rickinger
Die Hornisse tritt in Deutschland in zwei Formen auf: Vespa crabro crabro LINNAEUS, 1758 und Vespa crabro germana CHRIST, 1791. Vespa crabro germana besiedelt den größten Teil West- und Südeuropas mit Ausnahme Englands - dort ist Vespa crabro vexator HARRIS, 1776 anzutreffen. Bei der in Nordamerika heimisch gewordenen Hornissenpopulation handelt es sich übrigens um die Farbform Vespa crabro germana.

Vespa crabro crabro, die Nominatform, bewohnt hingegen Skandinavien, den Nordwesten der ehemaligen UdSSR und verschiedenen Autoren zufolge auch Ostsibirien, den nördlichsten Teil Chinas und die Insel Sacchalin.

In der BRD ist sie nur im Norden anzutreffen. Der Nominatform fehlt die für Vespa crabro germana typische rote, V-förmige Zeichnung auf dem Mesoscutum; die rote Färbung ist häufig reduziert und das Stirnfeld in der Umgebung der Ocellen geschwärzt.

Vespa crabro crabro (Königin); Foto: Dr. Elmar Billig
 Altkönigin der Nominatform Vespa crabro crabro, aufgenommen im September 2003 von Dr. Elmar Billig. Sie
 hat aufgrund ihres Alters nun fast keine Haare mehr und Ihre Flügelspitzen sind auch schon sehr verschlissen
Vespa crabro crabro; Foto: Dr. Elmar Billig

In Deutschland existieren auch intermediäre Formen. Gelegentlich können beide Farbformen sogar im selben Volk angetroffen werden.

Weltweit wurden bisher neun geographische Farbformen der Hornisse (Vespa crabro) beschrieben. Die kursiven Namen in nachstehender Auflistung sind Synonyme. Da in der Taxonomie stets der älteste Name Gültigkeit hat, sind sie hier nur der Vollständigkeit halber aufgeführt.

Die nachstehend für die einzelnen Farbformen angegebene Beschreibung ist typisch für die Mehrheit der Individuen einer Population. Daneben treten jedoch stets auch Misch- und Zwischenformen auf, die sich nicht mehr eindeutig einer bestimmten Varietät zuordnen lassen.

Vespa crabro crabro Linnaeus, 1758
      
Vespa crabro major Retzius, 1783
       Vespa crabro borealis Radoszkowski, 1863

Kopf vorwiegend rot bis rotbraun gefärbt mit ausgeprägter Schwärzung des Ocellarfeldes. Thorax vorherrschend schwarz gezeichnet, mit Ausnahme des rotbraunen Pronotums; Mesoscutum vollständig schwarz, Mesoscutellum schwarz oder nur mit kleinen roten Flecken.

Verbreitung: Skandinavien, Nordwesten der ehem. UdSSR bis Südostsibirien, nördliche Mandschurei und Sachalin

Vespa crabro vexator Harris, 1776
(eigene Seite!)
      
Vespa crabro anglica Gribodo, 1892
       Vespa crabro gribodoi
Bequaert, 1931

Kopfkapsel überwiegend gelb gezeichnet, Ocellarfeld häufig rötlich eingefärbt. Thorax mit ausgiebiger Rotfärbung, wobei das Pronotum vollständig in dieser Farbe gehalten ist und das Mesonotum eine ausgeprägte V-förmige rotbraune Zeichnung aufweist. Gastraltergit II mit blassen rötlichen oder gelblichen Flecken in der schwarzbraunen Bänderung, die aber meist nur schwach ausgeprägt sind oder auch ganz fehlen können.

Verbreitung: England

Vespa crabro germana Christ, 1791
      
Vespa crabro vulgata Birula, 1925

Färbung des Kopfes vorherrschend rot bis rotbraun. Ocellarfeld nicht geschwärzt. Pronotum rot, Mesonotum mit deutlich ausgeprägter roter V-förmiger Zeichnung.

Verbreitung: West- und Mitteleuropa, Nordamerika, Kanada

Vespa crabro crabroniformis Smith, 1852

Kopfkapsel reich gelb gezeichnet ohne Schwärzung des Ocellarfeldes. Pronotum gelb oder orangegelb. Mesonotum mit ausgedehnter roter bis rotbrauner Färbung. Gastraltergit II gelegentlich mit schwach ausgeprägten gelblichen Flecken innerhalb des schwarzbraunen Bandes.

Verbreitung: Südchina, Korea

Vespa crabro oberthuri du Buysson, 1902

Kopf mit reicher Gelbzeichnung; Stirn (Vertex) und Wangen (Genae) vollständig in dieser Farbe gehalten ohne dunkle Flecken. Das Ocellarfeld nicht geschwärzt, gelegentlich jedoch mit rotbrauner Einfärbung. Pronotum gelb bis orangegelb. Mesonotum schwarz, vorne manchmal mit kleinen rötlichen Flecken. Gelbe Bänderung der Gastraltergite I – IV stark reduziert und sehr schmal, teilweise in der Mitte unterbrochen oder sogar vollständig fehlend. Tergit V hingegen median mit großer, nahezu quadratischer (seltener dreieckiger) gelber Ausbuchtung, Tergit VI komplett gelb. Auffälligste Farbvariante.

Verbreitung: Zentral- und Südwestchina

Vespa crabro flavofasciata Cameron, 1903
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Vespa crabro tartarea du Buysson, 1905

Stirn und Wangen gelb mit geschwärztem Ocellarfeld. Grundfärbung des Thorax dunkel; Mesonotum durchgehend schwarz, Pronotum rotbraun gezeichnet. Dunkle Bänderung der Gastraltergite stärker ausgeprägt.

Verbreitung: Japan, Südkorea

Vespa crabro altaica Pérez, 1910
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Vespa crabro nigra Birula, 1925

Kopfkapsel reich gelb gezeichnet, die Wangen mit einem – besonders bei den Königinnen häufig stark ausgeprägten – schwarzen oder dunkel-rotbraunen Fleck; bei den Männchen fehlt er. Ocellarfeld mit schwarzer, scharf abgegrenzter Zeichnung. Thorax dunkel mit nur geringem Rotanteil, Mesonotum vollständig schwarz. Gastraltergit I abgesehen von einem schmalen gelben Band komplett schwarz gefärbt.

Verbreitung: Südwestsibirien

Vespa crabro caspica Pérez, 1910
      
Vespa crabro meridionalis Birula, 1925

Kopf überwiegend rot bis rotbraun, Ocellarfeld nicht geschwärzt. Pronotum rot, Mesonotum mit roter V-förmiger Zeichnung. In der dunklen Bänderung des Tergits II ein großer, manchmal in der Mitte unterbrochener, blassgelber Streifen.

Verbreitung: Ufer des Kaspischen Meeres, Transkaukasus, Nordiran

Vespa crabro chinensis Birula, 1925
      
Vespa crabro birulai Bequaert, 1931

Diese Form entspricht in ihrer Farbgebung weitgehend der englischen var. vexator. Sie unterscheidet sich von dieser jedoch durch die stärker ausgeprägten gelblichen Flecken in der dunklen Bänderung des Tergits II. Ihr Verbreitungsgebiet in China überlappt sich teilweise mit dem von var. crabroniformis, etwa in der Provinz Sichuan (Sezuan), wo es häufig zum Auftreten von intermediären Formen kommt.

Verbreitung: Nordchina

Quellen:
J. Bequaert. The color forms of the common hornet, Vespa crabro Linnaeus. Konowia (1931) 10, 101-109.

V. Dubatolov, J. Kojima, J. M. Carpenter, A. Lvovsky. Subspecies of Vespa crabro in two different papers by Birula in 1925. Entomological Science (2003) 6, 215-216

J.M. Carpenter, J. Kojima. Checklist of the species in the subfamily Vespinae (Insecta: Hymenoptera: Vespidae). Natural History Bulletin of Ibaraki University 1 (1997), 51-92.

Vespa crabro crabro (Königin); Foto: Dr. Elmar Billig

Genus Synonyme der Vespa crabro aus der Vergangenheit:

  1. Macrovespa Dalla Torre 1904
  2. Nyctovespa van der Vecht 1959

 


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