Die Europäische Gottesanbeterin
Mantis religiosa
Fotos und Text mit
freundlicher Genehmigung von Monika und Richard Fellinger; mehr Infos unter
www.mantis-religiosa.de
In Europa, ist der warme Süden die Heimat der
Fangschrecke "Mantis religiosa". Das weibliche Tier wird etwa 7cm
groß, das Männchen bleibt mit 5cm erheblich kleiner und schlanker. Es
gibt eine braune und eine grüne Variante. Sie leben auf Büschen
und Sträuchern, aber auch auf dem Boden des Graslandes. Durch ihre bizarre
Gestalt sind sie nicht leicht zu erkennen. Die Imagines (ausgewachsenen Tiere)
erscheinen vom Ende des Sommers bis zum späten Herbst. In dieser Zeit
legen sie ihre, einem kleinen Pilz gleichenden, Ootheken an Blättern und Halmen
ab, in denen die Eier überwintern. Die Larven (Nymphen) schlüpfen im Frühling,
und leben genau so räuberisch wie die Imagines. Anfang des Winters sterben die
ausgewachsenen Tiere.
Gottesanbeterinnen ernähren sich von
Heuschrecken, Wespen, Bienen und anderen kleinen Insekten.
Ab und zu fällt
ihnen auch eine Spinne zum Opfer (Hier eine Wespenspinne Argiope).
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Gottesanbeterinnen sind mit den Schaben eng
verwandt. Ihren Namen tragen sie daher, dass sie meistens regungslos auf den
Pflanzen sitzen, wobei sie die kräftigen Fangbeine, leicht ausgestreckt vor dem
Oberkörper gefaltet haben, so dass es aussieht, als beteten sie. In den Jahren,
in denen wir Gelegenheit hatten diese Fangschrecken zu beobachten und zu
fotografieren, haben wir viel über ihr Verhalten erfahren.
Gottesanbeterinnen sind hochinteressante
Tiere. Im Gegensatz zu vielen anderen Insekten, können sie den Kopf drehen
und durch den lang gestreckten Oberkörper sind sie sehr beweglich. Sie
haben große Facettenaugen und beobachten sehr genau ihre Umgebung.
Anscheinend sehen sie ausgezeichnet. In der Regel sitzen Gottesanbeterinnen
(häufig mit dem Kopf nach unten) regungslos auf einer Pflanze und warten darauf,
dass sich ein unvorsichtiges Insekt nähert, das sie dann blitzschnell ergreifen.
Während das hintere und mittlere Beinpaar aus
langen dünnen Beinen besteht, sind die zu Fangbeinen umgestalteten
Vorderbeine bedeutend kräftiger und mit spitzen Dornen bewehrt, so dass ein
Entkommen für ein gefangenes Insekt fast unmöglich ist.
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Gottesanbeterinnen
wirken in ihrer Fortbewegung behäbig, können aber auch sehr schnell sein. Wir
haben mehrmals gesehen, wie sich eine Gottesanbeterin ihrer Beute blitzschnell
genähert und zugepackt hat. Das betroffene Insekt ließ sich dann, um sich zu
retten, auf den Boden fallen oder wurde ergriffen. Aber sie beschleichen auch
ihre Beute. Sie nähern sich dann so vorsichtig, dass sie die einzelnen
Beine, nacheinander, wie in Zeitlupe von der Pflanze lösen und sich in winzigen
behutsamen Schritten ihrem ahnungslosen Opfer nähern. Sie erinnern dann an
Chamäleons, die sich auf die gleiche bedächtige Art ihrer Beute nähern.
1999 fotografierten wir in Kroatien bei
Baska Voda, in einem an der Küste gelegenen Olivenhain, Gottesanbeterinnen. Hier
beobachteten wir zum ersten Mal, dass Wespen, um sich gefahrlos an der Beute der
Fangschrecken beteiligen zu können, den Gottesanbeterinnen die Fühler abbeißen.
Da wir dieses Verhalten mehrmals beobachteten und dafür in der Literatur keine
Erklärung fanden, wandten wir uns an die Universität des Saarlandes in
Saarbrücken, die Frankfurter Zoologische Gesellschaft, sowie an eine renommierte
Fachzeitschrift. Auf unsere Anfragen erhielten wir die Mitteilungen, dass
Fangschrecken sich visuell orientieren und das von uns beschriebene und
fotografisch dokumentierte Verhalten, bisher nicht bekannt sei. Wir vermuten,
dass Gottesanbeterinnen, die sehr schnell und sehr gierig fressen, sich während
des Fressens, visuell nicht optimal orientieren können, und dass die
Informationen über die Vorgänge in ihrer Umgebung, über ihre Fühler eingebracht
werden. Jedenfalls konnten sich Wespen, wenn sie einer Gottesanbeterin die
Fühler abgebissen hatten, vollkommen gefahrlos an deren Beute beteiligen (Siehe
die nächsten Bilder).
Wespe
attackiert Gottesanbeterin
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Wir sollten nicht vergessen, dass das
Verhalten vieler Insekten sowie die Fähigkeiten ihrer Sinne, bei weitem noch
nicht vollständig erforscht sind. Auf der Erde gibt es ca. 2000 Arten von
Fangschrecken. Allerdings leben die meisten von ihnen im tropischen Regenwald.
Sie finden hier viele Bilder von
Gottesanbeterinnen, die Beute gemacht haben und gerade dabei sind diese
aufzufressen. Das soll nicht heißen, dass Sie nun in Kroatien auf Schritt und
Tritt Gottesanbeterinnen begegnen. Diese Fotos wurden in mehreren Jahren, und
bei verschiedenen Aufhalten in Kroatien gemacht. Oft war stundenlanges Ausharren
und auch viel Glück notwendig, um zu diesen Bildern zu gelangen. Da
Gottesanbeterinnen nicht gut und vermutlich auch nicht gerne fliegen, verharren
sie oft tagelang auf derselben Pflanze, wo man sie dann sehr genau beobachten
und ihr Verhalten studieren kann.
Sehr schwierig waren die Fotos, von den,
die Fühler abbeißenden Wespen, zu machen, da diese Vorgänge rasend schnell
vonstatten gingen. Die Wespen, die auf den Bildern ruhig in der Luft zu schweben
scheinen, waren in Wirklichkeit in unglaublich schneller Bewegung, so dass es
nur der extrem kurzen Leuchtzeit der beiden Blitzgeräte zu verdanken ist, dass
diese Fotos gelangen.
Monika und Richard Fellinger
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Fast alle Fotos, die Sie im
Querformat oder aufrecht stehend sehen, sind
lediglich der besseren Orientierung wegen so dargestellt. In der freien
Natur hängen Gottesanbeterinnen zumeist mit dem Kopf
nach unten an Pflanzen und Sträuchern.
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