Hornissenkäfer - die Untermieter
Velleius dilatatus
Fabricius, 1787
Gekürzter Auszug aus
"Entomologische Nachrichten und Berichte, 38, 1994/1; Verfasser: Christian Kutzscher
Vielen Dank für die freundliche Genehmigung zur
Veröffentlichung auf unserer Website!
Bemerkenswertes zum Hornissenkäfer Velleius dilatatus
Der Hornissenkäfer (Velleius dilatatus) - oder auch Hornissenkurzflügelkäfer genannte - wird allgemein
als Kommensale (Mitbewohner) bei Hornissen beschrieben, wo er in allen Entwicklungsstadien in den Abfallhaufen lebt und sich von den darin entwickelnden Fliegenlarven, Futterresten der Hornissen, aber auch toten Hornissenimagines und -larven ernährt.
Foto: Dieter Kosmeier
Obwohl dieser auffällige Kurzflügler kaum zu übersehen ist - immerhin misst er bis zu 26 mm - gilt er als weithin als selten, da die "Fangumstände", unter denen der Käfer zu erbeuten ist, von den meisten Sammlern gemieden werden. So sind nur relativ wenige Funde bekannt, und vieles hinsichtlich der Biologie und Lebensweise liegt noch im Verborgenen.
In einem künstlich angesiedelten (umgesiedelten) Hornissennest konnten folgende Beobachtungen festgestellt werden:
Bereits 14 Tage nach der erfolgreichen Ansiedlung der Hornissen (05.07.) erschienen die ersten drei Hornissenkäfer. Das war insofern
erstaunlich, da die zu dieser Zeit von den Hornissen produzierte Abfallmenge aufgrund der noch geringen Größe des Nestes (3 Wabenetagen, ca. 100 Zellen mit etwa 20 Arbeiterinnen)
nur unbedeutend war, und sie zudem durch die häufige Reinigung (für Ausstellungszwecke!) stets auf einem Minimum gehalten wurden. Intensive Nestgerüche kamen deshalb fast nicht zustande. Auch verfügte das Nest ja nur
über eine enge Verbindung zu Außenwelt (über einen ca. 60cm langen Plastikschlauch, Ø 40mm) Der Einzug der Käfer kann unter diesen Umständen somit zweifelsfrei als einen weiteren Beleg für den ausgezeichnet
entwickelten Geruchssinn von Velleius angesehen werden.
Foto: Dieter Kosmeier
Mit Spannung wurde die weitere Entwicklung der Anzahl der Käfer verfolgt. Die Tiere sind äußerst scheu und lichtempfindlich und verbergen
sich schon bei der geringsten Störung hinter jeder sich nur bietenden Deckung. Im Verlaufe des Beobachtungszeitraumes (18.06. - 22.10.) konnten einmal
bis zu 25 (!) Käfer
gleichzeitig erfasst werden. Insgesamt wurden im Beobachtungszeitraum etwa 60 Exemplare
abgesammelt.
Foto: Dieter Kosmeier
Bemerkenswerterweise waren des öfteren rivalisierende Käfer zu beobachten, was in einem Fall sogar einen tödlichen
Ausgang für einen der beiden Kontrahenten hatte. Diese Beobachtung stand aber ziemlich am Anfang (17.07.), als der Abfallhaufen neben der knappen Nahrung auch
nur wenig Deckungsmöglichkeiten bot.
Die Belegstärke je Nest ist wahrscheinlich sehr von der Größe der Abfallmenge abhängig. Durchschnittlich halten sich für gewöhnlich 10 Tiere
in einem Nest auf. Interessant ist, dass nach jedem Absammeln alsbald neue Tiere zuflogen, wodurch die Anzahl stets auf etwa diesem Niveau gehalten wurde. Der letzte Zuflug war auf
den 15.09. datiert.
Zu der Auffassung, die Hornissenkäfer seien reine Mitbewohner der Nester und keine Raubgäste, sei das folgende geschildert.
Dass die Käfer das Hornissennest selbst in der Regel meiden, scheint bei den wehrhaften Eigentümern nicht weiter verwunderlich. Dennoch ist es
wohl mehr eine Art von Ihnen ausgehender "Burgfrieden". Es kommt bisweilen aber doch zu Versuchen, direkt im Nest Beute zu machen. So war einmal zu beobachten,
wie ein Hornissenkäfer -offenbar von einer Hornisse erdolcht - aus dem Nestinneren zu Boden fiel. Auch waren die Käfer mehrfach beim Verzehren herabgefallener Hornissenlarven zu beobachten; warum sollten sie also freiwillig auf diese Leckerbissen im Nest verzichten?
Larve des Hornissenkäfers; Foto: Dr.
Elmar Billig
Versuche, die Käfer in Hornissenabfällen in einem gesonderten Plastikbehältnis O H N E Hornissen zu züchten, obwohl sich Fliegenmaden darin
in großer Zahl entwickelten, schlugen fehl. Alle 13 eingesetzten adulten Tiere und zahlreiche Eier waren bei der Kontrolle nach 14 Tagen sämtlich verendet bzw.
verschwunden. Die Fliegenmaden haben sich hingegen bis in die Wintermonate prächtig entwickelt.
Larve des Hornissenkäfers; Foto: Dr.
Elmar Billig
Es scheint also in der Tat eine merkwürdige
Abhängigkeit der Käfer zu den Hornissen zu bestehen.
Das trifft nach dem bisherigen Kenntnisstand aber offenbar nur für den europäischen Raum zu. Denn wenngleich Vespa crabro und
Velleieus dilatatus bis einschließlich Japan
verbreitet sind, sind Belege von Velleieus dilatatus aus Hornissennestern im gesamten Asien nicht bekannt. Wohl aber liegen Nachweise der Käfer für dieses Gebiet
aus anderen Hymenopteren-Nestern (Vespula schrencki und Vespula shidai) vor. In den Nachtstunden nimmt der Hornissenkäfer häufig gerne austretenden Baumsaft auf. Entwicklungsbiologisch dürfte diesen Funden jedoch kaum
eine Bedeutung beizumessen sein.
Larve des Hornissenkäfers; Foto: Dr.
Elmar Billig
Manchmal findet man außer Fliegenmaden, dem Hornissenkurzflügelkäfer (Velleius dilatatus)
und dessen Larven auch noch den Schwarzen Totengräber (Necrophorus humator) im Hornissennest.
Ein weiterer Hornissenkäfer (Cryptophagus micaceus) gehört zur Familie der Chryptophagidae, den Schimmelkäfern.
Dieser Käfer ist nur 2 bis 2,3 mm groß und ausschließlich aus Hornissennestern bekannt.
>>>
HD-Flash-Video zur Hornissenkäferlarve
(14 MB)
Tipp: Wenn der Film auf Ihrem PC
nicht abspielbar sein sollte, einfach den VLC Media Player installieren.
Downloadmöglichkeit auf der Herstellerseite hier:
http://www.vlc.de/vlc_download.php
Nachstehend die Videos klassisch im Format Windos
Media File (wmv)
>>> 1. Kurzfilm zur Hornissenkäferlarve
>>> 2. Kurzfilm zum Hornissenkäfer
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Flugaktivitäten der Hornissen im Verlauf von 24 Stunden
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www.vespa-crabro.de
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