Hornissen und BeuteText: Thomas Rickinger Beutewahl Die Hornisse besitzt ein breit gefächertes Beutespektrum. Wie die meisten sozialen Faltenwespen ist sie im Hinblick auf ihre Beutewahl ein wenig wählerischer Generalist, der eine Vielzahl an Insekten und Spinnentieren erjagt. Die quantitative Zusammensetzung der ins Nest gebrachten Beute unterscheidet sich von Volk zu Volk oft stark. Meist stellen Fliegen (Diptera) die anteilmäßig größte Gruppe dar, die bis zu 90% der eingebrachten Beute ausmachen kann. Zu dieser zählen nicht wenige für Mensch und Vieh lästige oder gar schädliche Arten wie Bremsen, Wadenstecher, Gold-, Schmeiß-, Fleisch- und Stubenfliegen.
Gern erbeutet werden auch Vertreter aus der Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera), insbesondere Wespen und Honigbienen sowie vereinzelt sogar Hummeln. Dass die Hornisse gelegentlich auch Honigbienen fängt, hat ihr in der Vergangenheit zu Unrecht den Ruf eines Bienenschädlings eingebracht. Bereits der römische Dichter Vergil (70 - 19 v. Chr.) erwähnte sie in seinem Werk „Über den Landbau“ und bescheinigte ihr überdies missbilligend, mit "ungleichen Waffen" zu kämpfen: „aut asper crabro imparibus se immiscuit armis“. Tatsächlich aber sind in unseren Breiten die durch Hornissen verursachten Flugbienenverluste für gesunde Bienenvölker völlig belanglos.
Auch ihre kleineren Verwandten, die Wespen, stehen auf dem Speiseplan. Wer ein Hornissenvolk im eigenen Garten beherbergt, wird daher oftmals erfreut feststellen, dass dieses die am sonntäglichen Kaffeetisch lästig werdenden Wespenarten kurz hält. Die Jagd auf wehrhafte Beutetiere wie Bienen und Wespen ist auch für die Hornisse nicht ganz ohne Risiko. Der Verfasser konnte in einem Fall beobachten, wie eine gefangene Deutsche Wespe (Vespula germanica) ihrer Jägerin einen Stich in die weiche Kinnpartie versetzte. Die gestochene Hornisse war anschließend flugunfähig, ihr Kopf und Vorderthorax weitgehend paralysiert. Eine erschöpfende Auflistung aller noch zum Beutespektrum der Hornisse zählenden Spinnen- und Insektenarten ist kaum möglich. Gejagt werden unter anderem Grashüpfer, Grillen, Heuschrecken, Libellen, mittelgroße Käfer, Tag- und Nachtfalter, Singzikaden, Schmetterlingsraupen sowie Radnetzspinnen, um nur einige zu nennen. Auch das imposante Grüne Heupferd (Tettigonia viridissima) und die mächtigen Edellibellen (Aeschnidae) fallen ihr gelegentlich zum Opfer (eigene Seite). Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass die Hornisse gern die Raupen des Eichenwicklers (Tortix viridana) oder der Gemeinen Kiefernbuschhornblattwespe (Diprion pini) von befallenen Bäumen absammelt und sich damit auch im Forstschutz nützlich macht. Der Einfluss der Hornisse als "Naturpolizei" auf das biologische Gleichgewicht ist keinesfalls zu unterschätzen. Ein großes Hornissenvolk vertilgt im Verlauf der Saison mehrere Kilogramm Insekten, darunter viele für den Menschen schädliche oder lästige Arten. Manche Hornissenfreunde füttern "ihre" Hornissen gezielt - neben Honig, Apifonda und Zuckerwasser - auch mit Proteinen. Nachstehendes Foto zeigt, dass auch Mehlwürmer aus dem Zoohandel durchaus gerne genommen werden.
Beutefang Der aufmerksame Naturfreund hat vielleicht bereits einmal eine jagende Hornisse über die Blütenstände von Bärenklau, Rainfarn und anderen blühenden Wiesenpflanzen patrouillieren sehen. Aber auch an sonnigen Hecken und Waldränder, an Komposthaufen oder gar an Weidevieh, kurzum überall wo sich häufig Insekten tummeln, bieten sich den Hornissen günstige Jagdgelegenheiten. Lohnende Stellen werden immer wieder aufgesucht. Die einzelnen Arbeiterinnen beweisen hier oftmals eine recht große Ortsstetigkeit und spezialisieren sich gelegentlich sogar auf eine bestimmte Beutetierklasse. Die Hornisse überrumpelt ihre Beute in den meisten Fällen im blitzschnellen Anflug auf kurze Distanz. Potentielle Beutetiere erfasst die Jägerin zuerst visuell: angegriffen werden vorwiegend dunkle Objekte von bestimmter Größe. Wegen der eher geringen Sehleistung der Hornissen sind hierbei häufige Irrtümer unvermeidlich. Oftmals werden daher auch unanimierte Objekte wie vertrocknete Blüten, Verfärbungen, Schmutzflecken, verrostete Nägelköpfe und ähnliches versehentlich attackiert. Ob es sich um ein geeignetes Beutetier handelt, erkennt die Hornisse mit Hilfe ihres Geruchsinnes. Obwohl Hornissen ausnehmend geschickte Flieger sind und blitzschnell auf ein Beutetier herabstoßen können, bleibt die Mehrheit der Fangversuche meist erfolglos. Hat die Jägerin endlich ein Insekt erbeutet, tötet sie es rasch durch Bisse ihrer kräftigen Mandibeln. Nur ausnahmsweise, wenn die Hornisse etwa im Kampf mit einem starken und sich heftig wehrenden Beutetier die Initiative verliert, wird auch der Giftstachel zur Tötung eingesetzt. Das erlegte Wild kann gelegentlich fast unversehrt als Ganzes ins Nest gebracht werden. Meist wird es aber noch an Ort und Stelle waidgerecht zerlegt. Hierzu lässt sich die Jägerin auf einem Zweig oder Blatt nieder, wo sie - häufig kopfabwärts an einem Bein hängend - dem Beutetier Beine, Flügel, Kopf und Hinterleib abtrennt. Verwendet wird in der Regel nur der muskulöse Thorax, den die Hornisse gründlich zu einem kugelförmigen, fleischigen Brei zerkaut und mit diesem Fleischpäckchen ins heimische Nest zurückkehrt. Manchmal ist das zur Strecke gebrachte Insekt auch so groß, das es mehrere Flüge braucht, um es zu zerlegen und fortzuschaffen. Sehr kleine Beutetiere werden hingegen als Ganzes restlos zerkaut und die entstehende Fleischbrühe in den Kropf aufgenommen, dessen Inhalt später im heimischen Volk wieder hervorgewürgt und an die Nestgenossinnen verteilt wird. Anschließend setzt das Tier häufig seine Jagd fort. Im heimischen Nest angekommen verfüttert die Jägerin das mitgebrachte Fleischpäckchen entweder selbst an die Larven oder gibt es an jene Nestgenossinnen weiter, die im "Innendienst" als Brutpflegerinnen tätig sind. In beiden Fällen wird das Beutepäckchen ein weiteres Mal gründlich durchgekaut und anschließend in kleinen Portionen an die hungrigen Larven verteilt.
Fotos: Thomas Rickinger
Reste einer Hornissenmahlzeit ...
Häufige Frage an Hornissenschutz.de: Antwort 1 Trotz des relativ festen Chitinpanzers der Hornisse gibt es doch einige Stellen, wo ein Bienen- oder Wespenstachel durchgehen könnte, so dass die Hornisse potentiell in Gefahr ist, von ihrer Beute getötet zu werden. Die Hornisse "weiß" das offensichtlich auch und geht bei der Jagd auf solche Beute gewöhnlich vorsichtiger zu Werke: an der Fetthenne (Sedum telephium) schlagen Angriffe auf Honigbienen in nahezu 100% aller Fälle fehl, da die Hornisse offensichtlich aufgrund des Baues der Blütenstände nicht in der Lage ist, die Biene mit einem Biss in den oberen Thoraxbereich zu töten. Und sich heftig wehrende Faltenwespen (und manchmal auch Bienen) können sich nicht selten wieder frei strampeln, da die Hornisse meistens loslässt, sobald sie die Initiative verliert. Umgekehrt gelingt dies einer noch größeren und ebenfalls wespenähnlichen Volucella nicht, in diesem Fall hält die Hornisse eisern fest. Zum Schluss noch einige weitere
Beobachtungen: Thomas Rickinger Antwort 2 Dieter Reckfort Zur nächsten Seite: Großlibelle als Beute einer Hornisse
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