Orientalische Hornisse
Vespa orientalis
orientalis Linnaeus, 1771
engl.: Oriental
Hornet
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Fotos: Dieter Kosmeier, aufgenommen 1998 auf der Insel Zakynthos (Griechenland)
Die drei obigen
Schnappschüsse der Vespa orientalis wurden mit einem 200er Teleobjektiv
aufgenommen; daher bitte ich die nicht vermeidbaren Unschärfen in einigen Teilbereichen
der Fotos zu entschuldigen.
Diese Hornissenart ist
im Mittleren Osten und im südlichen Europa weit verbreitet.
Bereits im südlichen Italien ist sie anzutreffen, dort heißt sie
Vespa orientale - in Spanien wird sie Avispa
oriental genannt.
Vespa orientalis wurde kürzlich als dritte Hornissenart in die Neue
Welt eingeschleppt. Seit 2006 kommt die Orientalische Hornisse nun auch
in Mexiko (Isla Cozumel) vor!
Vespa
orientalis erträgt als einzige Hornissenart trockenes Wüstenklima. Sie nistet
sehr häufig im Boden oder besiedelt oftmals auch Höhlungen im Mauerwerk. Zum
Ausbau dieser Nistplätze schleppen die Arbeiterinnen sogar größere Steinchen
heraus, um Platz für das wachsende Nest zu schaffen. Über dem Nesteingang wird
später im Sommer eine Art Haube gebaut, die das Nest vor der Sonneneinstrahlung
etwas schützen soll.
Die
Art ist etwas kleiner als Vespa crabro. Nach Ishay beträgt die mittlere Körperlänge der Arbeiterinnen 20 mm (18-23 mm). Eine Königin misst ca. 30 mm.
Zur Proteinversorgung
ihrer Larven trennt die orientalische Hornisse mit ihren kräftigen Mandibeln
gerne kleine Fleischstückchen aus verendeten Tieren heraus; sie geht also im
Gegensatz zur einheimischen Art Vespa crabro auch regelmäßig an Aas. Häufig ist
sie zusammen mit Schakalen, Geiern und anderen "Resteverwertern" in größerer
Anzahl an Kadavern anzutreffen. Als lebende Beute verschmäht sie allerdings auch
Grashüpfer, Spinnen, größere Libellen und diverse Insekten nicht.
In den Ländern, wo Vespa orientalis vorkommt, ist sie bei den Imkern nicht sehr beliebt, denn diese Art
erbeutet auch sehr gerne Honigbienen - meist sogar direkt am Bienenstand.
Regelrecht koordinierte Angriffe ergeben Stückzahlen von 30 erbeuteten Bienen -
pro Hornisse und pro Tag. Vespa orientalis gilt in ihrem
Verbreitungsgebiet somit als einer der schlimmsten Imkereischädlinge, weil sie
nicht nur Bienen am Flugloch abfängt, sondern sogar in geschwächte Völker
eindringt und den Honig raubt. Die
einheimischen Imker machen sich daher die Eigenschaft zunutze, dass die
orientalische Hornisse gerne an Aas geht - sie legen einfach vergiftetes Fleisch
aus, an dem die Tiere dann verenden. Manche schaffen es noch bis ins Nest - und
verfüttern das Gift weiter an die Larven.
Foto: Götz Lück,
aufgenommen in
der Osttürkei
Nektar als "Flugbenzin"
nimmt die orientalische Hornisse bevorzugt an den fast ganzjährig blühenden
Süßdorn-Akazien auf. Sie wird dort allerdings im Sommer oft selbst Beute des in
diesen Regionen vorkommenden Bienenfressers (ein schwalbenähnlicher, sehr bunter
und schöner Vogel, der in Steilwänden große Kolonien gründet). In der
"Hauptsaison" zählt die Vespa orientalis zur Hauptnahrungsquelle der
Bienenfresser. Orientalische Hornissen werden im Geäst jedoch auch von großen
Gottesanbeterinnen gefangen, die durch ihren Panzer vor dem Hornissenstachel
recht gut geschützt sind (Fotos von Gottesanbeterinnen finden Sie
HIER).
Den Winter überstehen die Jungköniginnen bis
zum Frühjahr häufig gemeinsam zu zweit oder zu dritt - in Felsspalten,
Astlöchern oder anderen geeigneten Plätzen. Bei der Nestgründung hingegen werden
die Königinnen dann wieder zu erbitterten Rivalinnen, die sich nun in ihrem
Revier - wie unsere einheimische Art Vespa crabro - erbittert bekämpfen.
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Fotos: Kris Mercer,
aufgenommen in
09/2002 in Mesa Chorio, Zypern
Auf dem linken Bild
nascht eine orientalische Hornisse Kondensmilch; auf dem rechten versucht eine orientalische Hornisse mit einem Stück gekochten Schinken wegzufliegen, doch die Portion ist zu groß! Im unteren Bild haben die Hornissen einen Hamburger entdeckt und tragen Stücke davon.
Erfahrungen von
Herrn Götz Lück mit der Vespa orientalis in der Osttürkei:
"Sehr gutmütig! Sticht grundsätzlich nur bei Nestbeschädigung. Die "Gäste" bei
Tisch lassen sich verscheuchen ohne aggressiv zu werden, auch bei wiederholtem
Schlagen in bedrohlicher Form wird nur mit dem Wegflug reagiert, allerdings auch
mit dem schnellen Wiederkommen. In vielen Jahren des Aufenthalts in der
Osttürkei und direktem "Zusammenlebens" bin ich nur einmal von nur einer
Hornisse gestochen worden, als wir beim Steine sammeln für den Hausbau ein
schönes großes Stein-Exemplar, dass noch zum Teil in der Erde steckte
herausholen wollten, darunter befand sich das Hornissennest!"
lnsekt mit Solarzelle
(Quelle: Geo 06/94, Seite 176)
Orientalische Hornissen
können Sonnenlicht in Strom umwandeln - und sich damit aufheizen!
Am Morgen nach einer
kühlen Nacht haben viele tagaktive Insekten Schwierigkeiten, in Schwung zu kommen. Bevor sie zur Futtersuche starten können, müssen sie ihren Flugapparat erst mit energieraubendem Muskelzittern auf Touren bringen. Weitaus eleganter und sparsamer ist
dieses Problem bei der Orientalischen Hornisse Vespa orientalis gelöst: Die im östlichen Mittelmeerraum lebende Wespenart kann Sonnenlicht direkt in Stoffwechselenergie
umwandeln. Wie der israelische Physiologe Jacob Ishay von der Universität Tel Aviv herausfand, sind in die Haut der Hornissen organische Halbleiterkristalle eingelagert, die
wie Solarzellen funktionieren. (Anm. d. Webmasters: Diese Organe liegen in den gelben Streifen der sonst braunen
Cuticula; siehe die Fotos)
Bei
Sonnenschein und Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad seien die Tiere auf diese Weise in der Lage, Spannungen von mehreren hundert Millivolt und Stromstärken von einigen Zehnteln
Nanoampere zu erzeugen!
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Fotos: Holger Martz, aufgenommen in
09/2001 in Tel Aviv im Stadtteil Raman Aviv, Israel
orientalische Hornisse bei der Aufnahme von Nektar
Mit der Intensität des Sonnenlichts nimmt auch die Aktivität dieser sozialen Insekten zu und ist um die
Mittagszeit am höchsten. Den Solarstrom nutzen die Hornissen sowohl, um Wärme zu
produzieren als auch. um ihren Bewegungsapparat oder ihre Stoffwechselprozesse mit Energie
zu versorgen. Die gepanzerte äußere Hautschicht dieser Insekten hat aber noch eine
weitere erstaunliche Eigenschaft: Mit ihr lässt sich elektrische Energie nicht nur
erzeugen, sondern auch speichern.
Mit
sechs toten Hornissen, die Ishay und seine Kollegen wie Batterie-Elemente
hintereinander geschaltet hatten, konnte immerhin eine Digitaluhr betrieben werden. Ishay
ist deshalb überzeugt, dass in einigen Jahrzehnten biologische Solarzellen die
photovoltaische Technik revolutionieren könnten.
Ein Kristall in jede Wabe
Nutzen Hornissen magnetisches Mineral als Wasserwaage?
LONDON - Hornissen, die wie Bienen ihren
Nachwuchs in Waben großziehen, kleben an das Dach jeder Wabe ein kleines
magnetisches Kristall. Das fand Jacob Ishay von der israelischen Tel
Aviv-Universität zusammen mit Kollegen heraus.
Die Forscher berichten über
ihren Fund im Fachmagazin "Nature" (Vol. 411, S. 654).
Wofür die von
ihnen untersuchten Hornissen Vespa orientalis beim Wabenbau die Kristalle
nutzen, ist den Forschern jedoch unklar. Sie könnten den Insekten als eine Art
Wasserwaage dienen, um die Waben gleich auszurichten, vermuten die Forscher.
Ebenfalls unklar ist, woher die Hornissen
die Kristalle haben. Sie bestehen vor allem aus Titan, Eisen und Sauerstoff
ähnlich dem Titan-Eisenerz Ilmenit, das auch von Menschen in technischen
Anwendungen genutzt wird. Möglicherweise sammeln die Insekten die Kristalle in
der Umgebung ein und kleben sie dann mit Speichel an das Wabendach. Denkbar ist
aber auch, dass die Hornissen die Kristalle in ihrem Körper herstellen.
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Fotos: Stephan Besche, aufgenommen in der
Türkei
orientalische Hornissen an einem
Hühnerknochen
Insektenkunde:
Beim Nestbau alles im Lot
Damit
ihre Waben nicht krumm und schief werden, justieren Hornissen sie mithilfe
kleinster Kristalle.
Quelle: GEO MAGAZIN Nr.
11/November 2001 (S. 204)
Die im Mittelmeerraum
heimischen Hornissen der Spezies Vespa orientalis sind meisterhafte
Architekten: Ihre Nester umfassen bis zu 1000 sechseckige Wabenzellen -
jede absolut symmetrisch zueinander und lotgerade nach unten gebaut.
Per Augenmaß wäre eine solche
Konstruktion nicht möglich, denn im Innern des Nestes ist es stockdunkel.
Tatsächlich orientieren sich die Insekten bei der Errichtung ihrer
Bauwerke auch an der Schwerkraft - und zwar mit einem raffinierten Trick:
Sie benutzen Kristalle als eine Art Wasserwaage. Die Zusammensetzung der
Steinchen ist noch unbekannt, doch ähnelt sie der des magnetischen
Metalls Ilmenit.
Wie israelische und
niederländische Wissenschaftler jüngst entdeckten, lässt Vespa orientalis beim Nestbau unter dem Scheitelpunkt des gewölbten Daches
jeder Wabenzelle eine winzige Mulde frei. Dort verklebt sie mit ihrem
Speichel ein Kristallkorn von rund 0,1 Millimeter Durchmesser.
"Zusammen ergeben die
Körner in den Zellkammern ein Netz von Fixpunkten, an dem die Hornissen
den Bau ihres Nestes offenbar justieren", meint Jacob Ishay von der
Tel Aviv University. Er und seine Kollegen von der University of Groningen
vermuten, dass die schwereren magnetischen Kristalle bei Berührungen und
Erschütterungen anders vibrieren als das übrige, leichte Baumaterial -
sodass Tiere die Position der Fixpunkte im Dunkeln "erfühlen"
können.
Wie die Hornissen an die
Kristallkörner kommen, können die Forscher bislang ebenfalls nur
vermuten. Ishay: "Vielleicht sammeln sie das Mineral in der Umgebung
des Nestes. Oder aber sie produzieren es selber." Denn in Körpern
von Hornissen konnten Spuren von Titan und Eisen nachgewiesen werden.
Die Wissenschaftler nehmen an,
dass alle Staaten bildenden Wespenarten ähnliche Justierungshilfen beim
Nestbau benutzen. Ishay: "Erst vor kurzem haben wir auch bei der in
Deutschland weit verbreiteten Wespenart Vespula germanica Kristalle in den
Zellendächern entdeckt".
AKTUELL - in 2024!
Neben der heimischen und der Asiatischen Hornisse
gibt es nun eine dritte Hornissenart in Deutschland: die Orientalische Hornisse
(Vespa orientalis). Ob das ein Problem für die Artenvielfalt ist, muss
sich noch zeigen.
Die Entdeckung gelang eher
zufällig: Eine Mannheimer Nutzerin des Citizen-Science-Projekts
Nabu-Naturgucker.de hatte das Foto als Nachweis einer Asiatischen Hornisse (Vespa
velutina) hochgeladen. Beim Auswerten der Meldungen
zeigte sich: Es handelt sich um eine andere Spezies, die Orientalische
Hornisse (Vespa orientalis). Das
Foto gilt nun als erster Nachweis dieser Art in Deutschland.
Weitere Publikationen von Jacob Ishay (
E-Mail:
physio7@post.tau.ac.il)
-
E. Rosenzweig, E. Horodiceanu, J.S. Ishay. Regeneration of guinea
pig facial nerve: The effect of hypergravity. 17 (6/7): 129-137, 1996. -
J.S. Ishay, M. Shmuelson. Thermoelectric properties of the hornet
comb: A device for producing transforming and storing electrical
energy for the entire colony. Physiol. Chem. & Physics and Medical
NMR. 28: 41-54, 1996. -
J.S. Ishay, A. Landsberg, S. Pelah. Micromorphology of the fibers
behind the frons plate and its adjacent regions in the Oriental hornet
(Hymenoptera, Vespinae). Scanning Microscopy 10(1): 187-208, 1996. -
J.S. Ishay, L. Litinetsky. Thermoelectric current in hornet cuticle:
Morphological and electrical changes induced by temperature and light.
Physiol. Chem. & Physics and Medical NMR 28: 55-67, 1996.
-
O. Goldstein, L. Litinetsky, J.S. Ishay. Extraretinal photoreception
in hornets. Phys. Chem. & Physics and Medical NMR. 28: 129-136,
1996. -
O. Goldstein, J.S. Ishay. Morphology of a Putative New Peripheral
Photoreceptor in Social Wasps. Physiol. Chem. Phys. & Medical NMR.
28(4): 255-266, 1996. -
J.S. Ishay, O. Goldstein, E. Rosenzweig, D. Kalicharan, W.L.
Jongebloed. Hornet yellow cuticle Microstructure: A photovoltaic
system. Phys. Chem. Phys. & Medical NMR, 29:71-93, 1997. -
J.S. Ishay, V. Barenholz-Paniry, A. Bitler. On hornet silk as a
photodetector: considerations of current, voltage and resistance.
Phys. Chem. & Phys. and Medical NMR, 29:95-108, 1997.
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Vespa
orientalis trifft auf Wüstenameise Cataglyphis
Es gibt immer weniger Insektenarten in Deutschland. Doch es kommen auch neue
hinzu. Nun gelang hierzulande erstmals der Nachweis der Orientalischen
Hornisse. Die Spezies kommt ursprünglich in Asien, Nordafrika und Südosteuropa
vor und ist schon in andere Länder Mitteleuropas vorgedrungen.
Die Entdeckung gelang eher zufällig: Eine Mannheimer Nutzerin des
Citizen-Science-Projekts Nabu-Naturgucker.de hatte das Foto als Nachweis einer
Asiatischen Hornisse (Vespa
velutina) hochgeladen. Beim Auswerten der Meldungen zeigte
sich: Es handelt sich um eine andere Spezies, die Orientalische Hornisse (Vespa
orientalis). Das Foto gilt nun als erster Nachweis dieser Art in
Deutschland.
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www.hornissenschutz.de
www.vespa-crabro.de
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