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- aktualisiert am 01.10.2024 -

Hornissen-Glasflügler
Sesia apiformis Clerck, 1759

Familie: Aegeriidae, Sesiidae (Glasflügler, Sesien)
Synonyme:
Aegeria apiformis, Sphinx crabroniformis, Sesia
crabroniformis
Weitere deutschsprachige Namen:
Bienen-Glasflügler, Großer-Pappelhain-Glasflügler
engl.:
Hornet moth, Poplar Hornet Clearwing
franz.:
Papillon frelon, Sésie apiforme, Sésie du peuplier
nl.: Hoornaarsvlinder

Der größte heimischen Schmetterling aus der Familie der Glasflügler (Sesiidae). In Größe und Aussehen ist diese Art der Hornisse sehr ähnlich. Die Flügel sind glasig durchsichtig und nicht beschuppt. Aufgrund seines Körperbaus rechnet man den Hornissen-Glasflügler zu den Nachtfaltern. Er ist aber tagaktiv! Die Tiere sind ziemlich flugträge und verlassen sich auf ihre Warntracht.

Der hier beschriebene Hornissen-Glasflügler Aegeria apiformis ist vom Großen Weiden-Glasflügler Sesia bembeciformis kaum zu unterscheiden. Daher werden beide Arten oft verwechselt und fälschlicherweise immer als Hornissenschwärmer bezeichnet. Im Gegensatz zum Großen Weiden-Glasflügler hat der Hornissen-Glasflügler jedoch gelbe "Schultern" (siehe auch die nächste Seite!).


Sesia apiformis; Foto: Kimmo Silvonen

Sesia apiformis

Die Unterscheidung der beiden Arten gelingt leicht per Direktvergleich der Kopfpartie: Links Sesia apiformis, rechts Sesia bembeciformis. Beachten Sie bitte den markanten gelben Halsring und die dunklen Schultern bei Sesia bembeciformis !


Länge: 20mm <> Spannweite: 33 - 48mm <> Flugzeit: Mitte Mai-Juli

 Fotos: Ernst Zimmermann Hornissen-Glasflügler; Foto: Ernst Zimmermann

Hornissen-Glasflügler; Foto: Ernst Zimmermann
Paarung. Das rechte, etwas kräftigere Tier ist das Weibchen
Hornissen-Glasflügler; Foto: Ernst Zimmermann

Vorkommen: Europa einschließlich Südskandinavien, Nordwesttürkei und einige Gebiete Westasiens.  Eingeschleppt nach Nordamerika. In Deutschland vor allem in Weichholzauen mit genügend Pappeln recht weit verbreitet. Auf den Britischen Inseln recht selten, steht dort auf der Roten Liste (Red Data Book).


 Fotos: Kimmo Silvonen
Hornissen-Glasflügler; Foto: Kimmo Silvonen aus Finnland

Hornissen-Glasflügler; Foto: Kimmo Silvonen aus Finnland


 Miniaturen zur Großansicht bitte anklicken
Hornissen-Glasflügler; Aegeria apiformis, engl. hornet moth Hornissen-Glasflügler; Aegeria apiformis, engl. hornet moth Hornissen-Glasflügler; Aegeria apiformis, engl. hornet moth
 Fotos: Klaus Schrameyer

Die Raupen dieser Glasflügler-Art  ernähren sich von Holzbestandteilen. Die Entwicklung vom Ei über Raupe und Puppe zum Falter zieht sich über mehrere Jahre hin, in einigen Quellen werden 3 bis 4 Jahre angegeben.

Raupe des Hornissen-Glasflüglers; Aegeria apiformis, engl. hornet moth
 Fotos: Walter Schön

RPuppe des Hornissen-Glasflüglers; Aegeria apiformis, engl. hornet moth
Puppe und Kokon für die Puppe

Kokon des Hornissen-Glasflüglers; Aegeria apiformis, engl. hornet moth


Zahlreiche Tiere versuchen sich vor ihren Feinden dadurch zu schützen, dass sie durch Warnfärbung oder Verhalten solche Tiere nachahmen, die von Feinden gemieden werden, sei es durch ihren schlechten Geschmack oder durch ihre Wehrhaftigkeit.

Hornissen-Glasflügler Aegeria apiformis
Foto: Hans Schmocker; Fläsch in der Schweiz, 490m ü. M.

Kopiert ein Tier durch Farbe, Körpergestalt und Verhalten ein anderes Tier, so spricht man von Mimikry. Die Entdeckung der Mimikry, also das abschreckende "Verkleiden" insbesondere unter Insekten, erfolgte 1862 und gehört zu den bahnbrechenden Leistungen des britischen Naturforschers Henry Walter Bates. Daher wird dieses Verhalten auch "Bates'sche Mimikry" genannt.

Allseits bekannte Beispiele für Warnfarben sind die Rot-Gelb-Färbungen der schlecht schmeckenden Marienkäfer oder aber auch die Schwarz-Gelb-Bänderung der wehrhaften Wespen (Vespidae). Hauptsächlich der letztgenannte Farbcode hat sich als sehr wirksames Warnkleid im Insektenreich durchgesetzt. Schwebfliegen, der Bockkäfer (Plagionotus) und Hornissen-Glasflügler ("Hornissenschwärmer") machen sich diesen Umstand zunutze; sie sehen wie stachelbewehrte Wespen aus, obwohl sie gar keine sind! So schützen sich also durch eine so genannte Scheinwarntracht eine ganze Menge keineswegs eng verwandter Arten vor ihren Fressfeinden.

Der Hornissen-Glasflügler erinnert potentielle Beutegreifer an Hornissen, sie werden ihn somit gerne meiden!

Hornissen-Glasflügler Aegeria apiformis
Foto: Hans Schmocker; Fläsch in der Schweiz, 490m ü. M.


Nachstehender Textbeitrag mit freundlicher Genehmigung von Uwe Simon, Univ. Tübingen:

Wespen und Hornissen gehören zu den Tieren, die wir lieber nicht in unserer Nähe wissen. Auch die meisten Vögel machen einen Bogen um alles, was schwarze und gelbe Streifen trägt. Für einen schutzlosen Falter bietet es sich geradezu an, die warnende Tracht jener wehrhaften Insekten nachzubilden. Weil ein entsprechend gefärbter Körper allein nicht reicht, müssen die Flügel die für Schmetterlinge so charakteristischen Schuppen verlieren, um an die der Hautflügler zu erinnern. Wagt sich dennoch ein Feind heran, imitiert der Hornissen-Glasflügler das Verhalten seines Vorbildes: Er richtet sich auf und krümmt seinen zitternden Körper nach unten, gerade so, als würde er nur darauf warten zuzustechen. Schaut man aber genauer hin, wird der ganze Trug entlarvt: Die Nachbildung einer Wespentaille hat der sonst so exzellente Schauspieler nicht vermocht.

Aufgrund seines Körperbaus rechnet man den Hornissen-Glasflügler zu den Nachtfaltern. Wie die meisten Glasflügler ist er aber am Tage unterwegs. Sein schnelles und artistisches Flugverhalten macht es schwer, ihm dabei mit den Augen zu folgen. Vor allem im Juni und Juli summt er durch die Lande.

Blüten interessieren den Falter nicht, denn mit seinem verkümmerten Rüssel kann er keinen Nektar aufnehmen. Daher paaren sich die Geschlechter bereits kurz nach dem Schlupf. Sobald das Weibchen seine Flügel entfaltet hat, stülpt es die Legeröhre aus und verströmt Lockstoffe. Lange Zeit wunderten sich die Wissenschaftler, warum sie mit synthetischen Nachbildungen dieses Duftgemisches in der Natur keine Männchen anziehen konnten. Erst vor zwei Jahren gelang es einem Forscher der Universität Hamburg, die genauen Bestandteile und deren optimales Mischungsverhältnis zu identifizieren. Ein besonderes Aldehyd spielt dabei eine wichtige Rolle: Durch diesen Stoff werden ausschließlich die Männchen des Hornissen-Glasflüglers in Liebestaumel versetzt. Fehlt das Aldehyd, glauben auch andere Falter, eine paarungswillige Schönheit warte auf sie.

Geheimnisvoll bleibt die Eiablage. Wahrscheinlich werden die Eier beim Flug nachlässig über Pappeln abgeworfen. Die schlüpfenden Raupen bohren sich in die Wurzeln. Drei, vielleicht vier Jahre leben sie im Wurzelinneren. Schließlich verpuppen sie sich, oft dicht über dem Boden in der Borke des Baumes. Dafür wird ein eigener Gang angelegt. An dessen Ende spinnt sich die Raupe in einen silbergrauen Kokon ein, der außen von körnigem Rindenmaterial überzogen und am künftigen Schlupfloch mit einem dünnen, aber stabilen Rindendeckel verschlossen ist. Der wird beim Schlupf hinausgeworfen und hinterlässt in der Borke unübersehbare Löcher. Wer sich bückt und die Basis unserer Pappelarten begutachtet, wird schnell feststellen, wo der Hornissen-Glasflügler gewohnt hat!


Hornissen-Glasflügler; Foto: Richard Tugwell; Nähe Zürich - Schweiz
Foto: Richard Tugwell; Nähe Zürich - Schweiz


Aussage vom Schmetterlingszüchter Alexander Beiter:

"... die Sache mit den Glasflüglern ist sehr verwoben. Einen Bienen-Glasflügler gibt es trotz "api" nicht. Bei Sesia apiformis (Synoyme: Aegeria apiformis, Sphinx crabroniformis, Sesia crabroniformis...) handelt es sich tatsächlich um den Hornissen-Glasflügler. Bei Sphecia crabroniformis ( Hornissen-Glasflügler) handelt es sich um das Synonym von Sesia bembeciformis, dem Großen Weiden-Glasflügler. Es gibt also Sesia apiformis/Hornissen-Glasflügler und Sesia bembeciformis/Großer Weiden-Glasflügler. Sphecia crabroniformis hat keine Bedeutung mehr."

Literatur: G. Ebert (Hrsg.) :Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 5; Schweizerischer Bund für Naturschutz: Schmetterlinge und ihre Lebensräume. Band 3; O. Karlsholt & J. Razowski: The Lepidoptera of Europe"


Systematik der Schmetterlinge:

  • Reich: Animalia (Tiere)

  • Unterreich: Metazoa (Vielzeller)

  • Stammgruppe: Articulata (Gliedertiere)

  • Stamm: Arthropoda (Gliederfüßer)

  • Unterstamm: Tracheata oder Antennata (Tracheentiere)

  • Klasse: Insecta oder Hexapoda (Insekten oder Kerbtiere)

  • Unterklasse: Pterygota (Fluginsekten)

  • Überordnung: Mecopteria (Schnabelhaftverwandte)

  • Ordnung: Lepidoptera (Schmetterlinge, Schuppenflügler, Falter)

  • Unterordnung: Heteroneura (Höhere Schmetterlinge)

 


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